Nach Straßenschlachten in Islamabad Gerichtsbeamter erschossen

Islamabad (RPO). In der pakistanischen Hauptstadt Islamabad erschossen unbekannte Täter am Montagmorgen einen hochrangigen Beamten des Obersten Gerichtshofs. Der Vorfall ereignete sich Stunden vor einer Anhörung über die Rechtmäßigkeit der Vorwürfe gegen den abgesetzten Präsidenten des Obersten Gerichtshofes.

Der Konflikt um die Entlassung von Iftikhar Muhammad Chaudhry war am Wochenende eskaliert. Bei Straßenschlachten in der Wirtschaftsmetropole Karachi wurden mindestens 37 Menschen getötet. In Tank im Nordwesten des Landes wurden bei Kämpfen zwischen Sicherheitskräften und Radikalislamisten ein Soldat getötet und mindestens vier Zivilisten verletzt.

Die geplante Anhörung zu Chaudrys Suspendierung wurde kurz nach ihrem Beginn unterbrochen und auf Dienstag vertagt. Einer der 14 Richter, Falak Sher, hatte erklärt, er könne wegen Befangenheit nicht an der Anhörung teilnehmen. Von Dienstag an sollte die Anhörung nach Gerichtsangaben nur noch mit 13 Richtern stattfinden. Chaudrys Anwalt Aitzaz Ahsan erklärte, er und seine Mitarbeiter hätten dagegen keine Einwände.

Staatschef Pervez Musharraf hatte Chaudhry wegen angeblicher Vetternwirtschaft am 9. März suspendiert. Unter anderem hatte er Chaudry vorgeworfen, seinem Sohn eine Spitzenposition bei der Polizei zugeschanzt zu haben, obwohl dieser dafür gar nicht qualifiziert gewesen sei. Musharraf betraute den Obersten Justizrat des Landes mit der Angelegenheit. Dessen Untersuchungen waren allerdings am 7. Mai vom Obersten Gerichtshof ausgesetzt worden, nachdem Chaudry Beschwerde gegen seine Beurlaubung eingelegt hatte.

Die Opposition wirft Musharraf vor, er wolle mit seinem Vorgehen gegen Chaudry die Justiz schwächen. Am Wochenende eskalierte der Konflikt um Chaudry, als in Karachi bei Straßenschlachten zwischen seinen Anhängern und Regierungstreuen nach Behördenangaben mindestens 37 Menschen getötet wurden.

Die Ausschreitungen in Karachi gingen am Montag weiter. Augenzeugen berichteten, wütende Chaudry-Anhänger hätten in die Luft gefeuert, Reifen in Brand gesteckt und Straßen blockiert. Schulen und Läden blieben geschlossen, nur wenige öffentliche Verkehrsmittel waren unterwegs. Nach Behördenangaben wurde der Montag zum Trauertag erklärt, um der Toten vom Wochenende zu gedenken.

Der Polizeichef von Karachi, Faqir Ahmed, bezeichnete die Lage als "sehr gespannt", denn mittlerweile komme es auch zu Zusammenstößen zwischen Paschtunen aus dem Grenzgebiet zu Afghanistan und den Nachkommen von indischen Immigranten. Konservative Paschtunen in traditionellen Gewändern griffen laut Ahmed in mindestens zwei Stadtteilen Passanten in westlicher Kleidung an. Augenzeuge Gul Rehman sagte, er sei selbst Paschtune, traue sich aber nicht nach Hause, weil er lange Hosen im westlichen Stil trage.

Zu den Ausschreitungen in Tank kam es den örtlichen Behörden zufolge, als mutmaßliche Radikalislamisten Handgranaten auf ein Milizenfahrzeug schleuderten und die Milizionäre sich wehrten. Ein Milizionär sei getötet worden. Ein Arzt ergänzte, vier Zivilisten seien verletzt ins Krankenhaus eingeliefert worden. In Tank kommt es immer wieder zu Gewalttaten, seit die Behörden dort im März eine Offensive gegen die radikal-islamischen Taliban-Kämpfer gestartet hatten. In der Stadt herrschte wochenlang eine Ausgangssperre, die erst kürzlich wieder aufgehoben wurde.

(afp)
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