Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder steht auf Liste von „Staatsfeinden“ der Ukraine

Kiew · Der Name des Ex-Bundeskanzlers ist auf der Liste der regierungsnahen Internetseite „Mirotworez“ mit Verbindungen zum Innenministerium aufgetaucht. Schröder zählt demnach zu den „Antiukrainern“.

Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (Archivbild).

Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (Archivbild).

Foto: dpa, fg gfh cul

Der frühere Kanzler geriet wohl auf die Liste, nachdem er in einem Interview mit den „Aachener Nachrichten“ Verständnis für die russische Annexion 2014 der ukrainischen Schwarzmeerhalbinsel Krim gezeigt hatte. „Glauben Sie ernsthaft, dass irgendein russischer Präsident dies in Zukunft wieder rückgängig machen wird? Diese Realität wird man eines Tages anerkennen müssen“, sagte er. Er verwies auch darauf, dass die Halbinsel 1954 vom damaligen sowjetischen Regierungschef Nikita Chruschtschow der Ukraine geschenkt wurde. Sowohl Russland wie auch die Ukraine waren damals Teil der UdSSR. Das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) berichtete zuerst darüber.

Schröder ist mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin befreundet. Seit der Annexion der Krim ist das Verhältnis Russlands zur Ukraine zerrüttet. Bereits im März hatte Außenminister Pawel Klimkin EU-Sanktionen gegen Schröder ins Gespräch gebracht.

Die Liste der „Staatsfeinde“ hat Tausende Einträge, darunter findet sich auch Ex-Ministerpräsidentin Julia Timoschenko. Hinter der Internetseite steht ein Bekannter von Innenminister Arsen Awakow. Zwei Oppositionelle, die auf der Liste standen, wurden 2015 in Kiew ermordet.

Schröders Ehefrau zeigte sich dem Bericht zufolge besorgt über den Eintrag. „In meinem Land und in meiner Kultur verstehen wir derartige Angriffe gegen einen demokratischen Politiker, insbesondere den ehemaligen Bundeskanzler, nicht“, sagte die aus Südkorea stammende Soyeon Schröder-Kim dem Redaktionsnetzwerk.

(lukra/dpa)
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