Ex-Präsident erhält eigene Bibliothek George W. Bush wird zum Museumsstück

Dallas · Acht Jahre lang führte George W. Bush als Präsident die Vereinigten Staaten von Amerika. Die beiden Amtszeiten mit ihren tiefgreifenden Ereignissen, aber auch mit all ihren Widersprüchen werden jetzt in einem Museum präsentiert, das diese Woche eröffnet.

George W. Bush erhält pompöses Museum
14 Bilder

George W. Bush erhält pompöses Museum

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Ein heller Raum steht am Beginn der Tour durch den Komplex des George W. Bush Präsidentschafts-Museums. Hier geht es noch um die frühe innenpolitische Agenda des US-Präsidenten, doch nur wenige Schritte weiter wird es dunkel. Die Besucher sind plötzlich umgeben von Erinnerungsstücken an die Terrorangriffe vom 11. September 2001. Dieser Kontrast, der die abrupte Kehrtwende Bushs in den ersten acht Monaten seiner Präsidentschaft symbolisiert, gehört zu den eindrücklichsten Momenten der Ausstellung in dem Museum, das diese Woche eröffnet wird.

In einem Interview der Nachrichtenagentur AP betonte Bush, dass es ihm ein Herzensanliegen gewesen sei, den Teil des Museums zum 11. September so eindrucksvoll wie möglich zu gestalten, damit die Besucher daran erinnert würden, wie sehr dieser Tag die Welt verändert hat.

"Das ist sehr tiefgehend"

"Das ist sehr emotional, sehr tiefgehend", sagt Bush. "Ein Grund dafür, warum das so sein muss, ist die Tatsache, dass Erinnerungen schnell vergehen und die einschneidende Wirkung der Anschläge immer mehr verblasst. Wir wollten sicherstellen, dass die Menschen nicht nur der Opfer gedenken und sich an den Mut erinnern, den einige gezeigt haben. Wir wollten auch klarmachen, dass die Lebensbedingungen jenseits des Atlantiks die nationale Sicherheit in unserem Land beeinflussen."

Das George W. Bush Präsidentschaftszentrum, das unter anderem eine Bücherei und ein Museum beherbergt, soll am Donnerstag auf dem Campus der Southern Methodist University in Dallas eröffnet werden. Angesagt haben sich alle noch lebenden US-Präsidenten, also auch Amtsinhaber Barack Obama und Bushs Vater. Für die Öffentlichkeit wird der Komplex am 1. Mai geöffnet.

Das Museum bietet von Video-Bildschirmen, über Zeitungsausschnitte bis hin zu zahlreichen Gegenständen nahezu alles, was die Geschichte der achtjährigen Amtszeit Bushs erzählt. Darunter befindet sich auch einen Behälter mit Papierschnipseln - Überbleibsel der berühmten Wahlkarten in Florida aus dem Jahr 2000. Damals hatte Bush die Wahl gewonnen - trotz Zweifeln, ob die Stimmenauszählung in Florida korrekt durchgeführt worden war. Der Oberste Gerichtshof ordnete schließlich einen Monat nach der Wahl den Stopp der Stimmnachzählung an.

Aufnahmen von 9/11

Im Ausstellungsbereich zum 11. September flimmern Videos mit den Aufnahmen der Anschläge über die Bildschirme - angebracht an einem verbogenen Stahlträger aus dem eingestürzten World Trade Center.

Ebenfalls zu sehen ist das Megafon, das Bush einige Tage später bei seiner Ansprache vor den Bergungskräften an Ground Zero hielt. "Ich kann euch hören. Der Rest der Welt kann euch hören. Und die Menschen, die diese Gebäude in Trümmer gelegt haben, werden uns alle bald hören."

Die langjährige Bush-Beraterin Karen Hughes stand damals nur ein paar Schritte neben dem Präsidenten, als er diese ungeplante Ansprache hielt. Sie erinnert sich, wie sie damals zu ihrem Nebenmann gesagt habe: "Das wird eines Tages einen Platz in seiner Bibliothek haben."

"Blenden kontroverse Aspekte nicht aus"

Brendan Miniter, der Kontaktmann zur Bush-Familie bei der Gestaltung des Museums, stellt klar, dass man auch die kontroversen Aspekte der Präsidentschaft nicht ausblenden wollte. "Ich denke, die Menschen hätten nicht erwartet, dass wir auch über die verschärften Verhörmethoden oder die Schaffung von Guantánamo sprechen."

Dabei nehmen auch die Überschwemmungen nach dem Hurrikan Katrina und die Kriege in Afghanistan und im Irak großen Raum ein. Und auch die Tatsache, dass im Irak keine Massenvernichtungswaffen gefunden wurden und damit die amerikanische Rechtfertigung für den Krieg hinfällig war, wird nicht verschwiegen.

Im "Theater der Entscheidungen" können die Besucher selbst in die Fußstapfen des Präsidenten treten. Auf Videobildschirmen werden verschiedene, teils widersprüchliche Informationen zu einem Thema präsentiert. Der Besucher muss dann auf dieser Basis eine Entscheidung treffen.

Reisen nach Afrika

Auch das soziale Engagement von Bushs Frau Laura und das Leben im Weißen Haus haben ihren Raum. Unter anderem gibt es einen ziemlich mitgenommenen Ball zu sehen, der dem inzwischen verstorbenen Bush-Hundes Barney gehörte.

Der Ex-Präsident selbst will sich in den kommenden Jahren weiter um das George-W.-Bush-Institut kümmern, das Programme in den Bereichen Bildung, Wirtschaftswachstum, weltweite Gesundheit und Freiheit anbietet. Bush unternahm dabei in den vergangenen Jahren unter anderem Fahrrad-Touren mit Kriegsversehrten und Reisen nach Afrika, um Initiativen gegen Gebärmutter- und Brustkrebs zu unterstützen.

Außerdem hat Bush kürzlich - inspiriert vom früheren britischen Premierminister Winston Churchill - mit Ölmalerei begonnen. Seine Gemälde signiert er mit der 43 - schließlich war er der 43. Präsident der USA. "Ich bin ein Anfänger, und ich erzählte den Leuten, dass die Signatur auf den Bildern mehr wert ist als das Bild selbst", sagt er.

George W. Bush Presidential Center, http://www.bushcenter.org George W. Bush Presidential Library and Museum, http://www.georgewbushlibrary.smu.edu

(ap/nbe/das)
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