Paris befürchtet "makabre Inszenierung" Geiselbefreiung in Somalia gerät zum Desaster

Mogadischu · In Somalia muss die französische Armee eine Erniedrigung hinnehmen: Die islamistische Al-Shabab-Miliz veröffentlichte im Kurznachrichtendienst Twitter Fotos eines blutverschmierten Soldaten, der bei der missglückten Geisel-Befreiungsaktion am Wochenende ums Leben gekommen sein soll. Der Mann, der nach der Aktion vermisst wurde, sei wahrscheinlich tot, räumte Außenminister Jean-Yves Le Drian ein.

 Der französische Geheimdienstler Denis Allex sollte bei der Aktion in Somalia befreit werden.

Der französische Geheimdienstler Denis Allex sollte bei der Aktion in Somalia befreit werden.

Foto: dapd, Anonymous

Der Mann sei seinen schweren Verletzungen erlegen, sagte ein Sprecher der radikalislamischen Shebab-Miliz am Montag der Nachrichtenagentur AFP. Le Drian warnte vor einer "makabren Inszenierung" durch die radikalen Islamisten. "Unser Medizinerteam hat versucht, ihm zu helfen, aber er hatte keine Chance", sagte der Shebab-Sprecher. Ob der Leichnam des Soldaten an Frankreich übergeben werden solle oder nicht, solle "in einem weiteren Schritt" entschieden werden.

Im Internet-Kurzbotschaftendienst Twitter veröffentlichte die Shebab drei Fotos von der Leiche eines weißen Manns. Auf einem der Bilder war nur das Gesicht, auf den beiden anderen auch weitere Teile des Körpers zu sehen. Tödliche Verletzungen ließen sich auf den Fotos nicht eindeutig ausmachen.

Die Islamisten gaben in Bildunterschriften an, bei dem Toten handle es sich um den Kommandeur der gescheiterten Aktion. Zudem teilte die Shebab bei Twitter mit, über das Schicksal der nach ihren Angaben noch lebenden Geisel sei "einmütig" entschieden worden. Der Beschluss solle bald bekanntgegeben werden.

Die französische Armee hatte in der Nacht zum Samstag versucht, einen französischen Geheimagenten zu befreien, der sich seit dem Jahr 2009 in den Händen der Shebab-Miliz befand. Der Einsatz etwa 110 Kilometer südlich der somalischen Hauptstadt Mogadischu endete in einem Blutbad.

Lebt die Geisel noch?

Nach französischen Angaben wurden 17 Islamisten, ein französischer Soldat und wahrscheinlich auch die Geisel getötet. Die Islamisten gaben hingegen an, die Geisel sei noch am Leben. Laut Augenzeugen starben bei dem Einsatz auch acht Zivilisten.

Die Geisel Denis Allex, womöglich ein Deckname, war am 14. Juli 2009 gemeinsam mit einem Kollegen entführt worden. Dem Kollegen gelang später die Flucht. Offiziellen Angaben zufolge waren die beiden Männer an der Ausbildung somalischer Sicherheitskräfte beteiligt.

Le Drian äußerte sich besorgt über das mutmaßliche weitere Vorgehen der Islamisten. Er gehe davon aus, dass sich die Leichen der Geisel und des toten Soldaten in ihren Händen befänden und befürchte "eine makabre und unwürdige Inszenierung", sagte der Minister am Montag in Paris.

Die USA gaben an, Frankreich bei dem Einsatz in Somalia unterstützt zu haben. Die Hilfe sei aber "begrenzt" gewesen und habe sich auf technische Unterstützung beschränkt, erklärte US-Präsident Barack Obama am Sonntag in einem Schreiben an den Kongress. "US-Kampfflugzeuge traten kurzzeitig in somalischen Luftraum ein, um die Rettungsaktion falls nötig zu unterstützen", schrieb der Präsident an die Abgeordneten. Die Flugzeuge hätten jedoch "ihre Waffen während der Operation nicht eingesetzt".

In Afrika befinden sich derzeit neun Franzosen in den Händen islamistischer Entführer. Die Shebab verlor in Somalia in den vergangenen Monaten stark an Einfluss, kontrolliert aber noch immer Teile des Südens und des Zentrums des ostafrikanischen Landes.

(AFP/felt)
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