Geheimnisverrat an USA Iran exekutiert Atomwissenschaftler Schahram Amiri

Teheran · Ein iranischer Atomforscher, der Informationen über das umstrittene Atomprogramm des Landes an die USA weitergegeben hat, ist exekutiert worden.

 Schahram Amiri ist hingerichtet worden.

Schahram Amiri ist hingerichtet worden.

Foto: ap, VS

Schahram Amiri sei gehängt worden, weil er Staatsgeheimnisse an den Feind verraten habe, sagte der iranische Justizsprecher Gholamhossein Mohseni Edscheie am Sonntag laut der Nachrichtenseite "Mizan Online". Der Forscher habe Zugang zu hochvertraulichen Informationen gehabt, Kontakt mit den USA aufgenommen und ihnen "vertrauliche und vitale Informationen" weitergegeben.

Unklar war zunächst, warum Amiri jetzt - und damit Jahre nach seinem Verschwinden 2009 und seiner Rückkehr 2010 in den Iran - hingerichtet wurde. Seit dem Atomabkommen haben Hardliner in der islamischen Republik zunehmend Bürger mit zwei Staatsangehörigkeiten sowie Journalisten, Menschenrechtsaktivisten oder Künstler ins Visier genommen.

US-Beamte hatten der Nachrichtenagentur AP 2010 gesagt, sie hätten Amiri um die fünf Millionen Dollar gezahlt, damit er überlaufe und "bedeutende" Informationen über das umstrittene Atomprogramm liefere.

Amiri war 2009 verschwunden und tauchte später auf in den USA gedrehtem Filmmaterial auf. In der pakistanischen Botschaft in Washington bat er um seine Rückkehr in den Iran, wo er 2010 zunächst wie ein Held gefeiert wurde. Er selbst gab damals an, während einer Pilgerreise in Saudi-Arabien von Agenten der USA und Saudi-Arabiens entführt worden zu sein. Westliche Beobachter mutmaßten, er könne zur Rückkehr gezwungen worden sein, weil seine Familie bedroht wurde.

Amiri bezeichnete sich nach seiner Rückkehr selbst jedoch als einfachen Wissenschaftler, der an der Universität gearbeitet und keine Geheiminformationen besessen habe. Die fünf Millionen Dollar soll er bei seiner Ausreise aus den USA nicht mitgenommen haben. Sein Vater sagte dem Sender BBC 2015, seit seiner Rückkehr sei der 1977 Geborene an einem geheimen Ort festgehalten worden. Sein Fall war mit der E-Mail-Affäre der demokratischen Präsidentschaftskandidatin und früheren Außenministerin Hillary Clinton wieder ans Licht gekommen.

Im Juli 2015 wurde der Konflikt nach langen Verhandlungen mit dem Abschluss eines Atomabkommens zwischen dem Iran und der Gruppe der fünf UN-Vetomächte und Deutschland beigelegt. Gemäß der Vereinbarung fuhr Teheran das Atomprogramm drastisch zurück und ließ verschärfte Kontrollen zu. Im Gegenzug wurden im Januar die in dem Streit verhängten Finanz- und Handelssanktionen aufgehoben.

(felt/AFP/ap)
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