Gazastreifen Israel startet Offensive gegen Hamas

Jerusalem · Der Konflikt zwischen Israel und Radikalen im Gazastreifen droht zu eskalieren. Eine neue Großoffensive im Herrschaftsgebiet der Hamas soll den anhaltenden Raketenbeschuss unterbinden. Geständnisse im Fall des mutmaßlich ermordeten Abu Chdeir beruhigen die Lage nicht.

 Israel verlegt Truppen an die Grenze zum Gazastreifen.

Israel verlegt Truppen an die Grenze zum Gazastreifen.

Foto: afp, mcp

Im Nahen Osten wächst die Sorge vor einer neuen Eskalation der Gewalt: Als Reaktion auf anhaltenden Raketenbeschuss durch palästinensische Extremisten hat Israel eine Militäroffensive gegen den von der Hamas kontrollierten Gazastreifen gestartet.

Die "Operation Protective Edge" habe zum Ziel, "den Terror zu stoppen, dem israelische Bürger täglich ausgesetzt" seien, hieß es in einer über Twitter veröffentlichten Erklärung der Armee. Bis zu 1500 Reservisten wurden mobilisiert und am frühen Dienstagmorgen neue Luftangriffe geflogen. Mindestens neun Palästinenser wurden nach offiziellen Angaben aus dem Gazastreifen dabei verletzt.

Der Konflikt schwelt, seitdem vor Wochen drei jüdische Jugendliche im Westjordanland verschwanden und schließlich ermordet aufgefunden wurden. Wenige Stunden nach ihrem Begräbnis vergangene Woche wurde der 16-jährige Mohammed Abu Chdeir entführt, seine verkohlte Leiche wurde wenig später in einem Wald bei Jerusalem entdeckt.

Ermittler hatten am Sonntag sechs Verdächtige, darunter auch Minderjährige, in dem Fall festgenommen. Drei von ihnen hätten sich zum Mord an dem Teenager bekannt und den Tathergang nachgestellt, sagte ein israelischer Behördensprecher. Die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu verurteilte den mutmaßlichen Racheakt.

 Leuchtspur einer israelischen "Iron Dome"-Rakete am Himmel über dem Gazastreifen.

Leuchtspur einer israelischen "Iron Dome"-Rakete am Himmel über dem Gazastreifen.

Foto: afp, MR

Das Geständnis konnte die politisch aufgeladeneStimmung jedoch nicht beruhigen. Allein am Montag seien aus dem Gazastreifen mindestens 70 Raketen auf den Süden Israels abgefeuert worden, davon 40 innerhalb einer Stunde nach Einbruch der Dunkelheit, erklärte die israelische Armee. In bis zu 80 Kilometer vom Gazastreifen entfernten Gegenden heulten Alarmsirenen auf, Hunderttausende Israelis blieben aus Furcht in ihren Häusern.

Israel antwortete mit Luftangriffen, bei denen am Montag sechs Extremisten der Hamas ums Leben kamen. Die radikalislamische Gruppe gab deren Zahl mit acht an und gelobte Vergeltung. "Der Feind wird einen gewaltigen Preis zahlen", teilte sie am Montag mit.

Der israelische Militärsprecher Peter Lerner sagte, Israel sei "bereit für eine potenzielle Verschlechterung" im Gazastreifen nach dem Tod der Extremisten und "mit der Möglichkeit, militärisch einzugreifen, soweit es nötig ist".

Demnach werden Infanterietruppen an die Grenze zum Gazastreifen verlegt. Schon im Laufe des Montags waren in der Region Schlangen von israelischen Panzern und Bussen zu sehen, Soldaten liefen umher. Am Abend waren die Straßen im SüdenIsraels menschenleer. Gesichtet wurde jedoch ein Lastwagen, der ein gepanzertes Fahrzeug geladen hatte und zur Grenzregion unterwegs war.

Radikale Kämpfer feuerten in den vergangenen Wochen nach israelischen Angaben mehr als 200 Raketen und Mörsergranaten aus dem Gazastreifen auf Israel.

Die USAverurteilten den Raketenbeschuss. Zugleich unterstütze Washington Israels Recht, sich selbst gegen diese Angriffe zu verteidigen, sagte Außenamtssprecherin Jen Psaki.

Der Konflikt darüber, wie Israel auf diese Angriffe reagieren soll, bedroht auch die Regierung. Außenminister Avigdor Lieberman kündigte am Montag das Bündnis mit der Likud-Partei von Ministerpräsident Netanjahu auf, weil ihm das Vorgehen des Regierungschefs zu zurückhaltend ist.

(ap)
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