Attacke trotz Waffenruhe 15 Tote nach israelischem Angriff auf Markt in Gaza

Gaza · Kurz nachdem die vierstündige Waffenruhe in Kraft trat, hat das israelische Militär einen Markt in Gaza angegriffen. Bisher sind laut Palästinenser 15 Tote und 150 Verletzte gegeben.

Was rund um den Gaza-Konflikt am Mittwoch (30.07.) geschah
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Bei einem Luftangriff der israelischen Armee auf einen Markt im Gazastreifen sind am Mittwoch nach palästinensischen Angaben mindestens 15 Menschen getötet und 150 weitere verletzt worden. Ziel der Attacke war ein gut besuchter Markt in Schedschaija, einem Vorort von Gaza-Stadt, wie der Sprecher der palästinensischen Rettungskräfte, Aschraf al-Kudra, mitteilte.

Der Angriff ereignete sich den Angaben zufolge kurz nach dem Beginn einer von Israel ausgerufenen "humanitären Feuerpause". Die vierstündige Waffenruhe, die um 14 Uhr (MESZ) in Kraft trat, galt allerdings laut israelischer Armee nicht in Gebieten, in denen bereits Soldaten im Einsatz waren.

Schwere Angriffe auf Gaza
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Über dem Marktplatz in Schedschaija stieg dichter schwarzer Rauch auf, wie ein AFP-Reporter berichtete. Auch ein nahegelegenes Gebäude stand in Flammen. Rund um den Markt waren Rettungskräfte im Einsatz, um nach Verletzten zu suchen und die Toten zu bergen. Einer der leblosen Menschen trug eine Schutzweste, die ihn als Pressevertreter auswies. Ob er tot oder verletzt war, blieb zunächst unklar.

Auch Opfer im Gazastreifen

Nach dem tödlichen Beschuss einer Schule im Gazastreifen hat eine UN-Organisation Israel einen "schweren Verstoß gegen das internationale Recht" vorgeworfen. Der Leiter des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA), Pierre Krähenbühl, verurteilte den Angriff am Mittwochmorgen in der "schärfsten möglichen Form". Während die Opferzahl der Militäroffensive auf knapp 1300 getötete Palästinenser stieg, verkündete Israel eine vierstündige Kampfpause.

"Ich verurteile in der schärfsten möglichen Formen diese schwere Verletzung des internationalen Rechts durch die israelischen Streitkräfte", erklärte Krähenbühl. "Ich rufe die internationale Gemeinschaft zum entschlossenen Handeln auf, um dem gegenwärtigen Gemetzel umgehend ein Ende zu machen." Es fehlten ihm die Worte, um seine "Wut und Empörung" auszudrücken. Es sei bereits das sechste Mal, dass eine UNRWA-Schule beschossen wurde, obwohl deren Standorte Israel wohl bekannt seien.

Chronologie zum Konflikt im Nahen Osten
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Foto: AFP/JACK GUEZ

Nach UNRWA-Angaben wurden bei dem Beschuss der Mädchenschule im Flüchtlingslager Dschabalija 16 Menschen getötet. Zwei Klassenräume des Schulgebäudes, in dem laut Krähenbühl 3300 Menschen vor den Kämpfen Schutz gesucht hatten, wurden von Panzergranaten verwüstet. Insgesamt haben rund 180.000 Palästinenser in den 83 Schulen der UNRWA im Gazastreifen Zuflucht gesucht. Bereits am 24. Juli hatte es bei einem Angriff auf eine der Schulen 15 Tote gegeben.

Nach Angaben der palästinensischen Rettungsdienste wurden bei den israelischen Angriffen am Mittwoch mindestens 67 Palästinenser getötet, darunter zahlreiche Mitglieder zweier Familien. Ihren Angaben zufolge stieg damit die Opferzahl auf Seiten der Palästinenser auf 1297 Tote und 7200 Verletzte. Die meisten der Opfer sind Zivilisten, darunter zahlreiche Kinder. Israel verlor seinerseits in der dreiwöchigen Militäroffensive 53 Soldaten, zudem wurden drei Zivilisten in Israel getötet.

Neue Feuerpause

Israel verkündete am Nachmittag eine erneute vierstündige Feuerpause. Die Waffenruhe solle um 15.00 Uhr (Ortszeit, 14 Uhr MESZ) in Kraft treten, erklärten die Streitkräfte wenige Minuten vor Beginn der Frist. Die Armee warnte die Einwohner des Gazastreifens davor, während der Kampfpause in die evakuierten Wohngebiete zurückzukehren. Zudem erklärte sie, die Waffenruhe werde nicht für Gebiete gelten, in der derzeit Bodentruppen im Einsatz seien.

Bereits am Samstag hatten sich Israel und die palästinensische Hamas-Bewegung auf eine zwölfstündige Waffenruhe verständigt. Diese wurde von Israel zunächst um vier Stunden und dann um 24 Stunden verlängert. Wegen des anhaltenden Raketenbeschusses durch die Hamas nahmen die Streitkräfte aber vor Ablauf der Frist die Angriffe wieder auf. Internationale Bemühungen um eine längere Kampfpause oder einen dauerhaften Waffenstillstand blieben bisher ergebnislos.

Zerstörung, Flucht und Proteste in Israel und im Gazastreifen
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Die Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) erklärte am Dienstagnachmittag zwar, die Hamas und der Islamische Dschihad hätten einer 24-stündigen "humanitären Waffenruhe" zugestimmt. Ein Hamas-Sprecher sagte jedoch daraufhin, zuerst müsse die Reaktion Israels abgewartet werden. Ohne "ein Ende der Aggression und eine Aufhebung der Belagerung" werde es keine Waffenruhe geben, erklärte auch der Kommandeur des bewaffneten Arms der Hamas.

Unterdessen nahm die israelische Polizei drei junge Israelis fest, die für einen brutalen Angriff auf zwei junge Palästinenser in Ostjerusalem verantwortlich sein sollen. Die beiden 20-jährigen Opfer gaben an, am Freitagabend nahe einer jüdischen Siedlung in Ostjerusalem von einer etwa zwölfköpfigen Gruppe jüdischer Extremisten angegriffen worden zu sein. Unter anderem sollen diese mit Knüppeln und Eisenstangen auf ihre Köpfe eingeschlagen haben.

(DEU)
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