Eskalation in Gaza Palästinenser verkünden Waffenruhe – Trump versichert Israel Unterstützung

Gaza · Nach neuen Gewalteskalationen im Gazastreifen haben die Palästinenser eine Feuerpause verkündet. Nach gegenseitigem Beschuss gab es seit dem Wochenende 27 Tote. Trump sicherte Israel seine Unterstützung zu.

 Passanten beobachten die Folgen eines Raketeneinschlags in Ashdod in Israel.

Passanten beobachten die Folgen eines Raketeneinschlags in Ashdod in Israel.

Foto: dpa/Ariel Schalit

Nach der jüngsten Gewalteskalation mit dutzenden Toten haben die Palästinenser im Gazastreifen eine Waffenruhe mit Israel verkündet. Die unter Vermittlung Ägyptens ausgehandelte Feuerpause gelte ab Montag um 4.30 Uhr, sagten Vertreter der radikalislamischen Hamas, der mit ihr verbündeten Gruppe Islamischer Dschihad sowie ein ägyptischer Verhandlungsteilnehmer. Israel bestätigte die Einigung zunächst nicht, doch wurden die Kämpfe am Morgen eingestellt, wie ein AFP-Korrespondent berichtete.

Militante Palästinenser im Gazastreifen hatten am Wochenende hunderte Raketen auf Israel abgefeuert und damit israelische Vergeltungsangriffe ausgelöst. Vier Menschen in Israel und 23 Menschen im Gazastreifen wurden getötet. Es waren die schwersten Zusammenstöße seit dem Gazakrieg 2014.

Die Lage hatte sich am Samstagmorgen zugespitzt, nachdem es am Freitag bei Demonstrationen an der Grenze gewaltsame Zusammenstößen gegeben hatte. Bereits seit gut einem Jahr finden jeden Freitag Proteste entlang der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Israel statt, die immer wieder in Gewalt ausarten. Die Palästinenser fordern eine Aufhebung der israelischen Blockade des Gazastreifens.

Ein Vertreter des Islamischen Dschihad sagte, die nun ausgehandelte Waffenruhe sehe unter anderem eine Lockerung der Auflagen für die palästinensischen Fischer im Gazastreifen sowie eine bessere Versorgung mit Strom und Treibstoff vor.

Eine Sprecherin der israelischen Armee lehnte eine Stellungnahme zu den Verhandlungen mit den radikalen Palästinensergruppen ab. Doch wie ein AFP-Korrespondent berichtete, wurden seit Inkrafttreten der angekündigten Feuerpause keine Raketen mehr aus dem Gazastreifen abgefeuert und auch die israelische Armee stellte ihre Luftangriffe ein.

Nach Angaben Israels waren seit Samstagmorgen 690 Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgeschossen worden. 35 von ihnen trafen demnach dicht besiedeltes Gebiet. Die israelische Armee reagierte mit zahlreichen Vergeltungsangriffen auf den Raketenbeschuss.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wies das Militär am Sonntag an, seine "massiven Angriffe gegen terroristische Elemente im Gazastreifen" fortzusetzen. Israelische Panzer und Flugzeuge griffen nach Armeeangaben insgesamt mehr als 350 Ziele im Gazastreifen an, darunter einen Angriffstunnel des Islamischen Dschihad.

In Israel wurden vier Zivilisten getötet. Unter den 23 Toten im Gazastreifen waren neun Mitglieder der Hamas oder des Islamischen Dschihad. Bei einem von ihnen handelte es sich um einen Kommandeur des bewaffneten Flügels der Hamas. Nach palästinensischen Angaben waren auch ein Baby und eine schwangere Frau unter den Opfern.

US-Präsident Donald Trump sicherte Israel angesichts der Gewalteskalation seine Rückendeckung zu. "Wir unterstützen Israel zu hundert Prozent bei der Verteidigung seiner Bürger", schrieb Trump am Sonntagabend im Onlinedienst Twitter. Zugleich forderte er die Palästinenser zur Beendigung der Raketenangriffe auf: "Diese Terrorakte gegen Israel werden euch nichts bringen, außer noch mehr Not."

US-Präsidentenberater Jared Kushner will im Juni seinen lang erwarteten Friedensplan für den Nahen Osten vorlegen. Trumps Schwiegersohn kündigte bereits an, dass darin nicht die Rede von "zwei Staaten" sein wird. Die Zwei-Staaten-Lösung, die einen eigenen Staat für die Palästinenser vorsieht, ist seit Jahrzehnten der zentrale Ansatz internationaler Vermittlungsbemühungen.

Führende Politiker der Palästinenser sehen dem Kushner-Plan mit großer Skepsis entgegen. Sie argumentieren, dass die USA kein fairer Vermittler sein könnten, nachdem Trump in einem einseitigen Schritt Jerusalem als die Hauptstadt Israels anerkannt und die US-Botschaft von Tel Aviv dorthin verlegt hatte.

Die Bundesregierung hat den Raketenbeschuss der im Gazastreifen herrschenden Palästinenserorganisation Hamas auf Ziele in Israel „auf das Schärfste“ verurteilt. „Es kann für diese Gewalt gegen unschuldige Zivilisten keine Rechtfertigung geben“, sagte Vizeregierungssprecherin Ulrike Demmer am Montag in Berlin. „Israel hat das Recht, seine Sicherheit zu verteidigen und auf Angriffe angemessen zu reagieren“, sagt sie weiter. Es sei nun entscheidend, dass die nun vereinbarte Waffenruhe halte und eine weitere Verschärfung der Lage vermieden werde.

(lhen/AFP/dpa)
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