Kampf um die Hauptstadt Gaddafi-Kämpfer in Tripolis zurückgedrängt

Tripolis (RPO). Die Rebellen haben die Truppen des langjährigen libyschen Machthabers Muammar al Gaddafi an den Rand der Hauptstadt Tripolis gedrängt. Ein Militärchef der Aufständischen sagte, es gebe immer noch vereinzelt Widerstand. Doch er hoffe, dass die Aufständischen in den kommenden Tagen die Hauptstadt kontrollieren und Gaddafi festnehmen könnten.

Kampf um Tripolis - die entscheidenden Stunden
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Der neue Militärchef der Rebellen, Abdel Hakim Belhadsch, erklärte indes in der Nacht zum Samstag, Libyen sei nun frei. Hunderte Gaddafi-Kämpfer hätten in den vergangenen zwei Tagen aufgegeben. In der Nacht waren immer wieder Explosionen in der Hauptstadt zu hören. Am Samstag stand eine Reklametafel mit dem Bild des untergetauchten Gaddafi in Flammen. Große Teile von Tripolis waren ohne fließendes Wasser und ohne Strom. Bewohner berichteten, das Benzin werde knapp.

Nach tagelangen Kämpfen eroberten die libyschen Rebellen Medienberichten zufolge den wichtigsten Hauptgrenzübergang zu Tunesien. Wie die amtliche tunesische Nachrichtenagentur berichtete, waren am Grenzübergang Ras Adschdir am Freitagabend Schüsse zu hören. Ein Augenzeuge sagte der Nachrichtenagentur AP, die Rebellen hätten an dem Grenzübergang in der Nacht zum Samstag ihre Fahne gehisst. Die Aufständischen kontrollieren andere Grenzübergänge, doch Ras Adschdir ist auch als Nachschubweg der wichtigste zwischen den beiden Ländern.

Spekulationen über Flucht Gaddafis

Ein Konvoi gepanzerter Fahrzeuge hat Spekulationen über eine Flucht von Libyens Machthaber Muammar el Gaddafi nach Algerien ausgelöst. Sechs gepanzerte Fahrzeuge hätten am Freitagmorgen von Libyen aus die Grenzstadt Ghadames auf dem Weg nach Algerien durchquert, berichtete die ägyptische Nachrichtenagentur Mena am Samstag unter Berufung auf libysche Militärkreise.

Die Fahrzeugkolonne sei von Gaddafi-treuen Soldaten bis zum Übergang in das Nachbarland eskortiert worden. Die Aufständischen hätten den Konvoi wegen mangelnder Munition und Ausrüstung nicht stoppen können. "Wir denken, sie (die Wagen) transportierten hochrangige libysche Offizielle, vielleicht Gaddafi und seine Söhne", fügte die Quelle laut Mena hinzu. Für die Angaben gab es zunächst keine Bestätigung aus Libyen oder Algerien.

Gaddafi ist untergetaucht, seit die libyschen Rebellen Ende vergangener Woche in die Hauptstadt Tripolis vorgerückt waren. Algerien weigert sich, den nationalen Übergangsrat der libyschen Rebellen anzuerkennen. Laut einer Stellungnahme des Außenministeriums vom Freitag fühlt sich die Regierung in Algier in der Frage einer "strikten Neutralität" verpflichtet.

Ashton fordert Einhaltung der Menschenrechte

Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton forderte die Rebellen in Libyen zur Einhaltung der Menschenrechte auf. "Die Opposition muss sicherstellen, dass Zivilisten geschützt und die Menschenrechte in Libyen in vollem Umfang respektiert werden", sagte Ashton der Zeitung "Die Welt".

Sie versicherte, dass die EU in Libyen künftig keine Führungsrolle übernehmen wolle. "Dies ist eine libysche Revolution und der Übergangprozess muss von den Libyern selbst angeführt werden."

Der Justizminister der Rebellen, Mohammed al Egeli, erklärte, er habe gefangene Gaddafi-Kämpfer besucht. Sie würden im Einklang mit den internationalen Menschenrechten behandelt. Er verwies jedoch darauf, dass man sich noch immer im Kriegszustand befinde. Die Kämpfe dauerten an, daher gebe es Opfer auf beiden Seiten.

(apd)
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