Vor dem G-8-Treffen in Toronto Gabriel unterstützt US-Kritik am Sparkurs

Hamburg (RPO). Kurz vor dem Treffen der acht führenden Industrie- und Schwellenländer (G-8) und wenige Tage vor dem G-20-Gipfel in Toronto droht internationaler Streit ums Sparen. SPD-Chef Sigmar Gabriel stellt sich dabei auf die Seite der USA.

 Angela Merkel kam bereits frühzeitig in Toronto an.

Angela Merkel kam bereits frühzeitig in Toronto an.

Foto: AP, AP

"Wir müssen auch über Investitionen reden und nicht nur über Sparpakete", sagte Gabriel der "Financial Times Deutschland". So müsse die Binnennachfrage gestärkt werden, etwa durch einen gesetzlichen Mindestlohn, angemessene Lohn- und Gehaltssteigerungen oder Steueranreize für Investitionen.

Obama hatte in einem vergangene Woche veröffentlichten Brief an die G-20-Staaten unter anderem die Sorge geäußert, dass die Erholung der Weltwirtschaft unter den Sparanstrengungen einiger europäischer Länder zu leiden drohe.

"Deutsch-französische Verhältnis ruiniert"

Merkel verteidigte daraufhin den Sparkurs der Bundesregierung und betonte, es gebe Maßnahmen, die Wachstum fördern sollten, etwa Investitionen in Bildung und Forschung.

In der "Financial Times Deutschland" sagte Gabriel zudem, der Bundesregierung fehle es an wirtschaftspolitischer Abstimmung mit ihren internationalen Partnern. "Das Schlimmste, was Frau Merkel tut, ist, dass sie nicht bereit ist, in Europa gemeinsam mit anderen zu handeln", sagte Gabriel. So habe noch kein Kanzler das deutsch-französische Verhältnis so "ruiniert" wie Merkel.

Merkel ist unterdessen in Kanada eingetroffen, wo bis zum Sonntag die Staats- und Regierungschefs der führenden Industriestaaten und Schwellenländer zusammenkommen. Nach der Landung in Toronto flog Merkel weiter nach Huntsville in Ontario, dem rund 200 Kilometer entfernt gelegenen G-8-Tagungsort.

Kennenlernprogramm für Naoto Kan

Dort traf sie den Gastgeber, Ministerpräsident Stephen Harper, sowie weitere bereits angereiste Gipfelgäste. Für Freitagmorgen steht ein Kennenlernen mit dem neuen japanischen Regierungschef Naoto Kan auf dem Programm.

Anschließend wollen die G-8 bei einem Mittagessen über die Lage der Weltwirtschaft beraten und diskutieren, wann und wie schnell die kostspieligen und über Schulden finanzierten Konjunkturprogramme gestoppt werden können.

Die USA hatten vor dem Gipfel der Bundesregierung vorgehalten, die Staatsausgaben zu schnell zu drosseln und so die Erholung der globalen Konjunktur zu gefährden.

(AFP/csi)
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