G7 in Biarritz Ein Gipfel voller Überraschungen

Biarritz · Erst reiste der iranische Außenminister an, dann erwägt Donald Trump sogar ein Treffen mit Irans Präsident Hassan Ruhani. Der G7-Gipfel im mondänen französischen Badeort Biarritz endet mit Fortschritten im Irankonflikt – und seltener Einigkeit.

 Die G7-Teilnehmer (im Uhrzeigersinn von oben): Emmanuel Macron, Angela Merkel, Justin Trudeau, Boris Johnson, Donald Tusk, Giuseppe Conte, Shinzo Abe und Donald Trump.

Die G7-Teilnehmer (im Uhrzeigersinn von oben): Emmanuel Macron, Angela Merkel, Justin Trudeau, Boris Johnson, Donald Tusk, Giuseppe Conte, Shinzo Abe und Donald Trump.

Foto: dpa/Especial

Frankreichs Präsident sagte, die Diskussionen hätten die Voraussetzungen für eine Zusammenkunft zwischen Trump und Irans Präsident in den kommenden Wochen geschaffen. „Ich denke, das die Begegnung stattfinden kann“, sagte Macron. Trump sagte zu einem solchen Treffen: „Ich denke, es gibt eine sehr gute Chance, dass wir uns treffen.“ Ruhani wird Ende September an der UN-Vollversammlung in New York teilnehmen. Trump kündigte zudem an, dass die USA und China in ihrem Handelskrieg „sehr bald“ neue Verhandlungen aufnehmen werden. Er äußerte auch die Hoffnung auf ein „faires Handelsabkommen“ mit der EU.

Noch bevor es zu dieser Überraschung kommt, treffen sich die deutsche Kanzlerin und Trump. Normalerweise sind nur ein paar Momente solcher bilateralen Gespräche für die Öffentlichkeit bestimmt, danach werden die Türen verschlossen und das vertrauliche Gespräch kann beginnen. Aber Donald Trump ist in Plauderlaune.

Trump spricht von großer Einigkeit und freundlicher Stimmung G7-Gipfel unter französischer Führung. Er findet alles wundervoll und fantastisch. Er schwärmt von dem tollen Gipfelort und kündigt an, unter seiner G7-Präsidentschaft im nächsten Jahr werde der Gipfel an einem ganz besonders tollen Ort organisiert: Miami. Eigentlich erwartet man, dass Merkel während dieser Ausführungen die Augen verdreht. Tut sie aber nicht.

Auch Merkel nennt die Gespräche „sehr positiv“ und glaubt, dass der öffentliche Auftritt mit dem Mann, mit dem sie ob seiner Sprunghaftigkeit und Polarisierung wenig anfangen kann, gleich beendet sein wird. Aber Trump redet und redet.

Über die heiklen Themen: das von ihm gekündigte Atomabkommen mit dem Iran, den Handelskrieg, den er mit Strafzöllen gegen China ausgelöst hat und Russland, das er im Gegensatz zu den anderen G7-Partnern gern wieder zum achten Partner machen würde.

In den nächsten 20 Minuten muss Merkel manchmal tief durchatmen, sie schaut auf die Uhr und verzieht hin und wieder das Gesicht. Die Zeit wird nun knapp, um hinter den Kulissen untereinander weiter zu kommen. Trump nennt Merkel „brillant“ und warnt davor, sie zu unterschätzen. Es wirkt gönnerhaft. Dann zeigt er sich noch mit Deutschland verbunden. „I have German in my blood“, sagt er mit Blick auf deutsche Vorfahren. Es fließt also deutsches Blut durch seine Adern. Und er wolle auch sehr bald nach Deutschland kommen.

Der größte Erfolg dieses Gipfels dürfte sein, dass sich alle sieben Partner auf eine gemeinsame Linie im Umgang mit dem Iran geeinigt haben. Macron hat Regie geführt und Trump in Schach gehalten. Dafür hat Merkel offensichtlich auch geschluckt, dass sie sozusagen erst im Anflug des iranischen Außenministers auf Biarritz von dessen Überraschungsbesuch am Sonntag erfahren hat. Der Graben zwischen Europa und Amerika ist schon tief genug. Da sollte es nicht auch noch Risse zwischen Deutschland und Frankreich geben. Der Vorgang zeigt aber, dass Merkels Einfluss in Europa gesunken ist. Gefallen haben dürfte ihr aber, wie Macron verhindert hat, dass sich die ganze Aufmerksamkeit wieder auf den sprunghaften und polarisierenden US-Präsidenten richtet.

Merkel behandelt die Absprachen zum Iran wie ein rohes Ei. Es habe in Biarritz eine Atmosphäre gegeben, in der „in Koordinierung mit den USA“ Gespräche mit dem Iran begrüßt worden seien. „Das ist schon mal eine Menge“, sagt Merkel und spricht von einem „ungeheuer fragilen und schwierigen Prozess. Merkel hebt heraus: „Europa ist hier sehr einheitlich aufgetreten.“ Und fügt hinzu: inklusive Boris Johnson. Außer beim Brexit war der britische Premier im Einklang mit seinen europäischen Partnern.

Macron unternimmt zum Abschluss noch einen Vorstoß in Richtung Trump. Entgegen aller bisherigen Gepflogenheiten bittet er ihn zur gemeinsamen Schlussbewertung des dreitägigen Treffens. Bild und Botschaft aus Biarritz: Der Westen wird zusammenhalten und wenn nicht, haben die Franzosen, die Europäer, die Lage im Griff. Und Merkel? Sie wird gefragt, ob Macron und Trump das neue Dreamteam von G7 seien. Und sie antwortet: „Das Traumteam von G7 ist G7.“ (mit dpa)

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