Witze über Kleiderordnung G7-Teilnehmer machen sich über Putins Macho-Gehabe lustig

Elmau · Eigentlich ging es zunächst nur um die Kleiderordnung bei den hohen Temperaturen. Doch im Laufe des Wortgefechts haben die Staats- und Regierungschefs beim G7-Gipfel dann Witze über den gern einmal mit nacktem Oberkörper posierenden russischen Präsidenten Wladimir Putin gerissen.

 Boris Johnson redet auf die anderen Gipfel-Teilnehmer ein.

Boris Johnson redet auf die anderen Gipfel-Teilnehmer ein.

Foto: AP/Matthias Schrader

Dabei ging es bei der ersten Arbeitssitzung am Sonntag auf Schloss Elmau eigentlich zunächst nur um die Frage, ob die Teilnehmer bei sommerlichen Temperaturen ihre Jacketts ausziehen sollten.

„Jacken an? Jacken aus?“, fragte der britische Premierminister Boris Johnson, während noch Fotografen im Raum waren. Kanadas Regierungschef Justin Trudeau schlug dann vor, bis zum offiziellen Foto der Runde zu warten. Doch Johnson insistierte: „Wir müssen zeigen, dass wir stärker als Putin sind.“

Trudeau hakte da ein und witzelte, die Runde solle sich wie Putin 2009 beim „Reiten mit nacktem Oberkörper“ ablichten lassen. Ohne offenbar auf die Bekleidungsfrage einzugehen, sagte darauf EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die eine leidenschaftliche Reiterin ist: „Reiten ist das Beste.“

G7-Gipfel in Elmau: Staats- und Regierungschefs demonstrieren Einigkeit
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Staats- und Regierungschefs demonstrieren Einigkeit

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Foto: AFP/BENOIT TESSIER

Johnson ließ aber nicht locker und forderte: „Wir müssen ihnen unsere Bauchmuskeln zeigen.“ Die Runde ließ dann ihre Jacketts an, bis die Fotografen den Raum verlassen mussten - und das Ende der Bekleidungsdebatte blieb hinter verschlossenen Türen im Ungewissen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) stellte sich dann nach der Arbeitssitzung zwar ohne Krawatte, aber mit Jackett vor die Kameras.

Die Zitate wurden von Kamerateams aufgezeichnet, die vor Beginn der G7-Runde kurzzeitig für Aufnahmen in dem Saal zugelassen waren.

Aber das Thema Kleidung war schon zuvor in aller Munde.

Als Joe Biden zu seinem ersten Deutschlandbesuch als US-Präsident aus dem Flieger steigt, bekommt der 79-Jährige zunächst etliche Dekolletees zu sehen, in denen Blumensträuße stecken. Ein gutes Dutzend Frauen in bayerischen Trachtenkleidern, manche trotz Hochsommer mit Pelzmütze, stehen am Münchner Airport Spalier und lächeln dem mächtigsten Politiker der Welt entgegen. Getrennt von ihnen warten auch Männer in Lederhosen am Roten Teppich auf den Gast beim G7-Gipfel. An Bidens Seite schreitet stolz der bayerische Ministerpräsident Markus Söder, auch er im Trachtenjanker. Über den sehr bayerischen Empfang zum Gipfel der Bundesregierung wird auf Twitter gelästert. „Staatsmann trifft Landei“, urteilt ein User. Und der Vorstand der Grünen-nahen Heinrich-Boell-Stiftung, Jan Philipp Albrecht, stellt irritiert die Frage: „Welche Gesellschaft soll das abbilden?“

Auch ausländische Journalisten machen die Trachtenparade zum Thema. „Für mich ziehen sich die Deutschen nie so an, wenn ich zu Besuch komme“, schrieb etwa der britische Kolumnist Ian Bremmer, der fast 700.000 Follower auf Twitter hat. In den Kommentaren darunter bemühten sich schnell etliche Deutsche, offensichtlich peinlich berührt, um Klarstellung. „Diese Menschen sind Bayern. Deutsche ziehen sich so nicht an“, schrieb ein User.

Was den russischen Präsidenten angeht: Putin selbst will dem staatlichen russischen Fernsehen zufolge erstmals seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine (24. Februar) ins Ausland reisen. Er werde in der neuen Woche die ehemaligen Sowjetrepubliken Tadschikistan und Turkmenistan besuchen, berichtete der Sender Rossija 1 am Sonntag. In Tadschikistan und Turkmenistan werde Putin von den jeweiligen Präsidenten empfangen. In Turkmenistan werde er bei einem Gipfeltreffen auch mit Staats- und Regierungschefs von Iran, Aserbaidschan und Kasachstan zusammentreffen.

Seit Putin den Einmarsch ins Nachbarland befohlen hat, hat er keine öffentlich bekanntgewordenen Besuche im Ausland unternommen. Seine letzte bekannte Auslandsreise war der Besuch bei den Olympischen Winterspielen in Peking Anfang Februar. Dort traf er mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping zusammen.

(felt/AFP)
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