G20-Sondergipfel beendet Merkel will Chaos in Afghanistan verhindern

Berlin/Rom · Nach dem digitalen G20-Sondergipfel zu Afghanistan appelliert Bundeskanzlerin Angela Merkel an die internationale Gesellschaft, einen wirtschaftlichen Kollaps zu verhindern. Rund 18 Millionen Afghanen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen

 Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) informiert im Bundeskanzleramt über den virtuellen G20-Sondergipfel zur Krise in Afghanistan. Thema sind die Hilfsbemühungen für die Zivilbevölkerung nach der Machtübernahme der Taliban.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) informiert im Bundeskanzleramt über den virtuellen G20-Sondergipfel zur Krise in Afghanistan. Thema sind die Hilfsbemühungen für die Zivilbevölkerung nach der Machtübernahme der Taliban.

Foto: dpa/Christoph Soeder

In Afghanistan muss aus Sicht von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit internationaler Hilfe ein wirtschaftlicher Kollaps verhindert werden. „Zuzuschauen, wie 40 Millionen Menschen ins Chaos verfallen, weil weder Strom geliefert werden kann, noch ein Finanzsystem existiert, das kann und darf nicht das Ziel der internationalen Staatengemeinschaft sein“, sagte Merkel am Dienstag in Berlin nach einem digitalen G20-Sondergipfel der wichtigsten Industrienationen zur Lage in Afghanistan.

„Wir alle haben nichts davon, wenn in Afghanistan das gesamte Währungssystem zusammenbricht oder Finanzsystem zusammenbricht, dann kann nämlich auch humanitäre Hilfe nicht mehr geleistet werden“, sagte Merkel. Der Internationale Währungsfonds und die Weltbank hätten eine große Aufgabe, den Zusammenbruch des Finanzsystems in Afghanistan zu verhindern. In Washington findet derzeit die gemeinsame Jahrestagung von IWF und Weltbank statt.

Nach UN-Angaben sind rund 18 Millionen Afghanen - und damit die Hälfte der Gesamtbevölkerung - auf humanitäre Hilfe angewiesen. 93 Prozent der Haushalte haben nicht genug zu essen. Die Grundversorgung steht nach UN-Einschätzung vor dem Zusammenbruch. Es drohe eine noch viel größere humanitäre Katastrophe, wenn die internationale Gemeinschaft es zulasse, dass Afghanistans Gesundheitswesen, die Banken und die Wirtschaft kollabieren.

Mit Blick auf eine internationale Geberkonferenz im September sagte Merkel, Deutschland habe bekräftigt, 600 Millionen Euro für humanitäre Hilfe einsetzen zu wollen. Neben humanitären Hilfen sei eine zügige Impfkampagne wichtig. Sie sagte weiter, das Thema einer Anerkennung der Taliban-Regierung stehe nicht auf der Tagesordnung. Dennoch müsse es Gespräche geben. Die Kanzlerin betonte die Terrorismusbekämpfung. Von Afghanistan dürfe nicht wieder eine Gefahr für die Außenwelt ausgehen.

Um Evakuierungen auch deutscher Staatsbürger aus Afghanistan zu ermöglichen, sei es wichtig, dass es funktionierende Flughäfen gebe. Deutschland spreche gemeinsam mit anderen europäischen Ländern und den USA mit den Taliban darüber, dass es für diejenigen, die ausreisen wollten, schnellstmöglich diese Möglichkeit gebe.

(kar/dpa)
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