G20-Gipfel in China Obama verspricht Erdogan Hilfe bei Aufklärung des Putschversuchs

Hangzhou · US-Präsident Barack Obama hat seinem türkischen Kollegen Recep Tayyip Erdogan Hilfe bei der Aufklärung des Putschversuchs und der Bestrafung der Putschisten zugesichert. Die US-Regierung werde "sicherstellen", dass die Verantwortlichen "zur Rechenschaft gezogen" würden.

 Vor dem offiziellen beginn des G20-Gipfel haben sich Erdogan (links) und Obama (rechts) getroffen.

Vor dem offiziellen beginn des G20-Gipfel haben sich Erdogan (links) und Obama (rechts) getroffen.

Foto: ap, CK

Das sagte Obama am Sonntag nach einem Treffen mit Erdogan kurz vor Beginn des G20-Gipfels im chinesischen Hangzhou. Obama sicherte Erdogan dabei auch die Kooperation der US-Behörden zu. Es war das erste Treffen zwischen Obama und Erdogan seit dem gescheiterten Militärputsch in der Türkei Mitte Juli. Erdogan betrachtet den in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen als Drahtzieher des Umsturzversuchs.

Der Streit um eine Auslieferung des Predigers hat die Beziehungen zwischen den Nato-Partnern Washington und Ankara in den vergangenen Wochen schwer belastet. Washington verlangte Beweise für eine Beteiligung des 75-Jährigen an dem Putschversuch. Ankara warnte, dass eine endgültige Ablehnung von Gülens Auslieferung die beiderseitigen Beziehungen schwer beschädigen würde.

Beim Treffen der Staats- und Regierungschefs geht es auch um Syrien. Obama schließt inzwischen Vereinbarungen mit Russland für ein Ende der Gewalt in Syrien nicht aus. Man sei aber noch nicht so weit, sagte Obama. Es gebe noch tiefe Meinungsverschiedenheiten. Russland müsse Zugeständnisse machen, um die Kämpfe einzustelllen und humanitäre Hilfe zu ermöglichen, sagte Obama nach einem Gespräch mit der britischen Premierministerin Theresa May. Der US-Sender CBS berichtete indes, eine Einigung stehe unmittelbar bevor. Sie könnte nach wochenlangen Verhandlungen der Außenminister noch beim G20-Gipfel von Obama und Putin verkündet werden.

Ein besonderes Geschenk machte der russische Präsident Wladimir Putin am Rande des Gipfels Präsident Xi Jinping: eine Packung Eiscreme aus der Heimat. Um welche Sorte es sich handelt, gab Putin nicht preis, als er von Xi in der Stadt Hangzhou empfangen wurde. "Ich habe Ihnen versprochen, es mitzubringen. Und ich habe Ihnen eine ganze Packung mitgebracht", verkündete er. Xi dankte seinem russischen Kollegen für die "Freundlichkeit" und erläuterte, dass er bei seinen zahlreichen Besuchen in Moskau eine Schwäche für russisches Eis entwickelt habe.

Ebenfalls bereits vor dem Beginn des offiziellen Gipfels traf sich Merkel mit dem türkischen Präsidenten Erdogan. Der verübelt den Europäern, dass sie aus seiner Sicht, sich nicht ausreichend solidarisch zeigten, als das Militär in seinem Land einen Putschversuch unternahm. Ein Regierungssprecher teilte anschließend nur allgemein mit, es sei um die deutsch-türkischen Beziehungen, die weitere Umsetzung des EU-Türkeiabkommens und die gemeinsame Sorge um den andauernden türkischen Bürgerkrieg gegangen. Ob Merkel auch den Besuchswunsch der deutschen Soldaten in Incirlik noch einmal ansprach, blieb offen.

Obwohl Erdogan in den vergangenen Monaten als einsamer Autokrat im Fokus der deutschen Öffentlichkeit stand, ist für die deutsche Diplomatie eigentlich Russlands Präsident Wladimir Putin die härtere Nuss. Ihn will die Kanzlerin am späten Sonntagabend treffen. Hauptthema dürfte die Ukraine sein, wo der Waffenstillstand weiterhin nicht eingehalten wird.

(afp/jeku)
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