Bei G20-Gipfel Außenminister Lawrow in kurzer Hose auf Bali statt in Klinik

Nusa Dua · Beim G20-Gipfel steht Russland wegen des Kriegs in der Ukraine unter genauer Beobachtung. Als Vertreter von Kremlchef Putin sorgt Außenminister Lawrow schon vorab für Aufsehen wegen einer Meldung über einen Klinikaufenthalt. Und er äußert sich zur Gipfelerklärung.

Sergej Lawrow (M), Außenminister von Russland, bei der Ankunft zum G20-Gipfel.

Sergej Lawrow (M), Außenminister von Russland, bei der Ankunft zum G20-Gipfel.

Foto: dpa/Sonny Tumbelaka

Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat sich auf der indonesischen Insel Bali nach Medienberichten über einen angeblichen Krankenhaus-Aufenthalt wohlauf in kurzer Hose gezeigt. Seine Sprecherin Maria Sacharowa veröffentlichte am Montag in Nusa Dua ein Video, das den Minister beim Lesen auf einer Terrasse mit Palmen und Meer im Hintergrund zeigt. Der 72-Jährige in einem blauen T-Shirt mit einer Krone und dem Schriftzug Basquiat nach dem 1988 gestorbenen US-Künstler Jean-Michel Basquiat erzählt, dass er sich auf seine Auftritte beim G20-Gipfel an diesem Dienstag vorbereite.

Lawrow nimmt als ranghöchster russischer Politiker an dem Treffen der 20 großen Wirtschaftsnationen teil, weil Präsident Wladimir Putin nach Kreml-Angaben aus Zeitgründen nicht kommen kann. Putin ist wegen seines von Niederlagen überschatteten Angriffskriegs gegen die Ukraine als Oberbefehlshaber im Land gebunden.

„Wir werden morgen die Abschlusserklärung annehmen“, sagte Lawrow in dem Video seines Ministeriums. Zugleich erklärte er, dass die Verhandlungen zu dem Schlussdokument des G20-Gipfels andauerten. Gerade habe ihn der indische Außenminister angerufen wegen weiterer Abstimmungen. Russland dürfte dabei vor allem auf die Formulierungen zu seinem Krieg gegen die Ukraine schauen. In den G20 steht etwa China als Verbündeter an Russlands Seite.

Zuvor hatte Lawrow am Rande des Gipfels der südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean in Kambodscha gesagt, dass eine gemeinsame Abschlusserklärung dort am Streit um den Wortlaut zur Situation in der Ukraine gescheitert sei. Die USA und die westlichen Kollegen hätten auf einer „absolut inakzeptablen Sprache in Bezug auf die Lage in und um die Ukraine bestanden“.

Nach dem Asean-Treffen reiste er nach Bali weiter, wo er am Sonntag von tanzenden Frauen und von Soldaten auf dem Flughafen empfangen wurde. Am Montag dann machten Medienberichte die Runde, nach denen der Minister ins Krankenhaus gebracht worden sei.

„Wir sind hier mit Sergej Wiktorowitsch in Indonesien und lesen den Ticker und trauen unseren Augen nicht“, teilte Ministeriumssprecherin Sacharowa in Nusa Dua auf der Insel Bali mit. Das sei nun schon die höchste Form der Fakes, meinte sie. Wenig später veröffentlichte sie das Video, das Lawrow sitzend an einem kleinen Tisch zeigt. Die Berichte über seinen angeblichen Klinikaufenthalt wollte Lawrow damit augenscheinlich entkräften.

„Über unseren Präsidenten wird schon seit zehn Jahren geschrieben, dass er krank war. Das ist so ein Spiel, das nicht neu ist in der Politik“, sagte Lawrow. Medien hatten unter Berufung etwa auf westliche Geheimdienste oder Informanten ohne Beweise über verschiedene schwere Krankheiten Putins berichtet. Der Kreml teilte dazu mit, dass Putin nichts fehle. Experten weisen darauf hin, dass das Streuen von solchen Informationen beliebt bei Geheimdiensten sei, um etwa autoritäre Politiker als schwach und verletzlich darzustellen.

Lawrow forderte namentlich die westlichen Medien auf, „ehrlicher“ und „häufiger die Wahrheit“ und nicht einseitig zu berichten. Dagegen werfen die USA und die EU immer wieder Lawrow und russischen Medien gezielte Lügen, Propaganda und Desinformation vor. Der Sprecher des indonesischen Außenministeriums, Teuku Faizasyah, sagte, dass er keine Informationen habe zu einem Krankenhausaufenthalt Lawrow. „Vielleicht mit den Russen checken“, sagte er.

(boot/dpa)
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