Kommentar Friedensnobelpreis für Trump und Kim? Warum nicht?
Düsseldorf · Der Friedensnobelpreis wird Persönlichkeiten verliehen, die sich für die „Verbrüderung der Völker“ und die „Abschaffung bestehender Heere“ einsetzen. Wenn Kim und Trump einen Schritt zu einem atomwaffenfreien Korea gehen, haben sie ihn verdient. Auch Arafat wurde als würdig empfunden.
Es ist fast eine körperliche Anstrengung, den Händedruck zwischen dem US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump und dem koreanischen Machthaber Kim Jong Un zu loben. Ist das nicht der Mann, der Zehntausende Menschen einsperren und verhungern lässt, seine Gegner brutal ermordet und seinem Volk Freiheiten verwehrt wie in kaum einem anderen Land der Welt? Wie kann man zu diesem brutalen Diktator ernsthaft eine „großartige Beziehung“ aufbauen, wie es der angebliche Führer der freien Welt, US-Präsident Donald Trump, nun gesagt hat? Und warum schafft es der Staatschef der einflussreichsten Demokratie der Welt nicht, über die engsten Verbündeten, etwa den Europäern, so positiv zu reden?
Ja, dieser Friedensgipfel in Singapur tut weh. Aber es ist ein Friedensgipfel. Das sollte man nicht vergessen. Millionen Koreaner haben ihn mit Hoffnungen verfolgt. Sie wollen ihre Familien auf der anderen Seite der Grenze wiedersehen, sie wollen reisen und frei sein und sie wollen vor allem ohne Angst vor dem Nuklearkrieg leben. Und nur, weil es bei Donald Trump wohl eher um seinen eigenen Eintrag in den Geschichtsbüchern als um Versöhnung auf der koreanischen Halbinsel geht, macht es das Ansinnen nicht schlechter. Es ist eine historische, eine gute Tat.
Frieden ist der Weg
Alleine das Treffen zwischen den Staatschefs der Länder, die offiziell noch im Kriegszustand sind, ist ein Fortschritt. Menschen, die miteinander reden, werfen (wahrscheinlich zumindest) nicht so schnell Bomben aufeinander. Frieden ist der Weg, nicht das Ziel, hat schon der in diesen Dingen mit einer gewissen Autorität versehene Mahatma Gandhi gesagt. Wenn das aber stimmt, ist jeder Schritt gerechtfertigt. Das Dokument von Singapur trägt wichtige Punkte einer möglichen Kehrtwende zu mehr Frieden. Nordkorea bekommt die gesichtswahrende Lösung, die ein Zwangsregime braucht, um sich bewegen zu können. Für die Verschrottung der Atombomben bekommt das Land eine Sicherheitsgarantie und massive Wirtschaftshilfen der USA.
Wenn Donald Trump und Kim Jong Un ernst machen und eine koreanische Halbinsel ohne Atomwaffen Realität wird, dürfte dies die Diskussion über die nukleare Abrüstung auch in anderen Ecken der Welt befördern. Vielleicht ist das auch ein Grund für die scharfe Reaktion aus dem Iran auf den Gipfel in Singapur.
Barack Obama hat 2009 den Friedensnobelpreis bekommen, weil seine Ansprache an die Völker der Welt eine des Friedens und des Miteinanders war. Am Ende seiner Amtszeit blieben die Krisenherde im Iran, in Syrien und im Nahen Osten ungelöst. Die EU hat den Friedensnobelpreis 2012 bekommen, obwohl sie heute in zentralen Feldern zerstritten ist und die Rechtspopulisten in nahezu jedem Mitgliedsland Auftrieb mit EU-kritischen Positionen haben. Der Gründer einer Terror-Organisation, Palästinenser-Präsident Jassir Arafat, bekam 1994 (mit Schimon Peres und Jitzchak Rabin) den Preis in der Hoffnung auf dauerhaften Frieden im Nahen Osten. Später unterstützte er die Zweite Intifada. Heute ist man von Frieden im Nahen Osten sehr, sehr weit entfernt.
Das als Hintergrund: Warum sollten nicht auch Donald Trump und Kim Jong Un den Friedensnobelpreis bekommen? Millionen Koreaner haben die Hoffnung auf ein Ende des jahrzehntelangen Konflikts durch das Treffen dieser beiden Männer wiedererlangt. Ist das nichts?