Einsatz in Mali Französische Truppen nehmen Gao komplett ein

Paris · Nach dem Flughafen und einer Brücke in der nordostmalischen Stadt Gao haben französische und malische Soldaten auch den Rest der strategisch wichtigen Stadt erobert. Gao war bislang eine Hochburg der Islamisten, die im April 2012 die Kontrolle im Norden Malis übernommen hatten. Als nächstes soll die kulturell bedeutendn Stadt Timbuktu befreit werden. Frankreich will seine Truppen nicht längerfristig in dem westafrikanischen Staat stationieren.

Französische Soldaten kämpfen in Mali
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An der Eroberung seien auch Soldaten aus Niger und dem Tschad beteiligt gewesen, teilte das französische Verteidigungsministerium am Samstagabend in Paris mit.

6000 Soldaten mehr als zugesagt

Am Samstagabend teilten die westafrikanischen Staaten mit, mit knapp 6000 Soldaten eine deutlich größere Eingreiftruppe für Mali aufzustellen als bislang zugesagt. Statt der bisher geplanten rund 4000 Soldaten würden die westafrikanischen Staaten knapp 6000 Soldaten im Rahmen der Internationalen Unterstützungsmission für Mali (MISMA) entsenden, sagte der ivorische Generalstabschef Soumaïla Bakayoko am Samstag nach einem Krisentreffen mit seinen westafrikanischen Kollegen in Abidjan.

Islamistenhochburg Gao eingenommen

Zwei Wochen nach Beginn des Militäreinsatzes gegen Islamisten in Mali waren französische und malische Soldaten seit Freitag in Richtung der Rebellenhochburg Gao vorgerückt. Augenzeugen berichteten aus der Stadt Hombori, das rund 250 westlich von Gao liegt, von mehreren Armeefahrzeugen auf der Durchfahrt. "Die Leute sind sehr glücklich, malische und französische Soldaten zu sehen", sagte ein Einwohner. Die malischen Truppen waren durch Berichte über Gräueltaten in die Kritik geraten. Die malische Regierung mahnte die Armee, die Menschenrechte zu achten.

Die französischen Streitkräfte waren den Maliern vor zwei Wochen im Kampf gegen die Islamisten zu Hilfe gekommen. Die Aufständischen kontrollieren den Norden des westafrikanischen Landes mit den drei Städten Gao, Kidal und Timbuktu. Die Islamisten haben dort die Scharia, das islamische Recht, eingeführt.

Truppen ziehen weiter nach Timbuktu

Die französischen Truppen in Mali werden nach Einschätzung von Regierungschef Jean-Marc Ayrault bald die Umgebung der kulturell bedeutenden Stadt Timbuktu erreichen. Französische und malische Soldaten seien derzeit "in der Gegend von Gao und bald in der Nähe von Timbuktu", sagte Ayrault am Samstag während eines Besuchs in Santiago de Chile, wo er am Gipfeltreffen der Europäischen Union mit der Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (CELAC) teilnehmen wollte.

Die Oasenstadt Timbuktu am Rande der Sahara wurde von der UNESCO als Weltkulturerbe gelistet. Die radikalen Islamisten, die im April 2012 die Kontrolle im Norden Malis übernommen hatten, zerstörten dort zahlreiche Mausoleen islamischer Heiliger und lösten damit weltweite Empörung aus.

Frankreich: Keine längerfristige Stationierung

Ayrault bekräftigte, dass Frankreich nicht vorhabe, seine Truppen längerfristig in Mali zu stationieren. "Das Ziel ist, dass die afrikanische multinationale Truppe aufgestellt wird und in der Lage ist zu übernehmen, und dass Mali in der Lage ist, einen Prozess der politischen Stabilisierung einzuleiten", sagte der Premierminister.

Frankreich hat rund 2400 Soldaten in der früheren Kolonie im Einsatz. Präsident François Hollande hatte angekündigt, die Truppen würden "so lange wie nötig" bleiben. Allerdings soll mittelfristig eine afrikanische Eingreiftruppe die Aufgabe an der Seite der malischen Armee übernehmen. Derzeit sind 1750 afrikanische Soldaten aus Ländern wie Senegal, Tschad und Nigeria in Mali dabei.

Militärische Unterstützung gefordert

Frankreich hatte in dieser Woche Deutschland um zusätzliche militärische Unterstützung für den Einsatz gegen islamistische Rebellen in Mali gebeten. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte am Freitag, dass Paris Hilfe für die Betankung französischer Flugzeuge in der Luft angefordert habe. Die Bundeswehr verfüge aber über kein System, das dafür zertifiziert sei.

(AFP/dpa)
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