Schwere Kämpfe in Ex-Kolonie Frankreich verliert ersten Soldaten in Mali

Bamako/London/Paris · Im westafrikanische Mali kämpft die frühere Kolonialmacht Frankreich gegen vorrückende Islamisten. Der ehemalige Vorzeigestaat soll vor einem Abrutschen ins Chaos gerettet werden. London verspricht logistische Unterstützung. Auch Washington will laut Medien helfen.

 Frankreich hat militärisch in den Kampf gegen Islamisten in Mali eingegriffen.

Frankreich hat militärisch in den Kampf gegen Islamisten in Mali eingegriffen.

Foto: afp, Nicolas-Nelson Richard

Bei der Rückeroberung der Stadt Konna im Zentrum Malis durch Regierungstruppen haben beide Seiten schwere Verluste erlitten. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sprach am Samstagabend von elf getöteten Soldaten, Medien berichteten von insgesamt rund 100 Toten. Französische Kampfflugzeuge hatten die Regierung bei ihrer Offensive unterstützt, Hunderte französische Soldaten waren in Mali im Einsatz. Großbritannien versprach logistische Unterstützung, will aber keine eigenen Soldaten in den Kampf schicken.

Auch für Frankreich blieben die Kämpfe nicht ohne Verlust. Die Rebellen schossen einen Hubschrauber ab, der Pilot wurde getötet. An den gut dreistündigen Kämpfen in Konna waren nach malischen Regierungsangaben auch senegalesische und nigerianische Einheiten beteiligt.

Nach monatelangem Zögern der internationalen Gemeinschaft griff die französische Luftwaffe am Freitag als erste in den Konflikt zwischen malischen Regierungstruppen und Rebellen ein, um "einen Terrorstaat vor den Augen Frankreichs und Europas" zu verhindern, wie es Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian formulierte. Zuvor waren die mit dem Terrornetzwerk Al Qaida in Verbindung stehenden Rebellen bis auf 70 Kilometer an die Stellungen der schlecht ausgerüsteten Regierungstruppen herangerückt.

Briten wollen keine Soldaten schicken

"Wir mussten reagieren, bevor es zu spät ist", sagte Le Drian. Daraufhin schaltete sich auch die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) ein und stimmte einer sofortigen Entsendung eigener Interventionstruppen in das Krisengebiet zu - ein Schritt, der eigentlich erst für September geplant war.

Die britische Regierung teilte mit, sie wolle sich am Transport von Soldaten und Ausrüstung nach Mali beteiligen. Premierminister David Cameron machte indes in einem Telefongespräch mit Frankreichs Präsident François Hollande deutlich, das keine britischen Soldaten an den Kampfhandlungen teilnehmen sollten. Beide stimmten den Angaben zufolge zudem darin überein, dass der Einsatz dringend Unterstützung durch die Nachbarländer Malis benötigt. Die Lage in Mali stelle eine echte Gefahr für die internationale Sicherheit dar, hieß es weiter. Am Dienstag will sich der Nationale Sicherheitsrat Großbritanniens mit dem Thema befassen.

Als Reaktion auf den Militäreinsatz nahmen die malischen Extremisten nun Frankreich ins Visier und drohten mit Anschlägen auf französische Einrichtungen im In- und Ausland. In dschihadistischen Internetforen behaupteten sie, Schläferzellen in nahezu allen Westafrikanischen Hauptstädten zu haben. Die Regierung erhöhte daraufhin die Terrorwarnstufe und kündigte die verstärkte Bewachung öffentlicher Gebäude und Verkehrsmittel in Frankreich an.

Das westafrikanische Mali war nach einem Putsch im März vergangenen Jahres ins politische Chaos gestürzt. Die islamistische Gruppe Ansar Dine übernahm die Kontrolle über den Norden des Landes und führte dort das islamische Rechtssystem Scharia ein. In den vergangenen Monaten rückten die Kämpfer immer weiter nach Süden vor.

(APD/felt)
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