„Ruhe statt Sterbeheim“ Über 1,1 Millionen demonstrieren in Frankreich gegen geplante Rentenreform
Frankreichs Regierung will das reguläre Renteneintrittsalter schrittweise von 62 auf 64 Jahre anheben In der Bevölkerung stößt das auf Unmut. Mit Streik und Protest wollen sie die Regierung noch von dem Vorhaben abbringen. Über 1,1 Millionen Menschen beteiligten sich am 19. Januar 2023 nach Angaben des Innenministeriums an den Demonstrationszügen und dem Großstreik.
Menschen versammeln sich in der Nähe des Place de la Republique in Paris während der Demonstration.
Landesweit und branchenübergreifend streikten und protestierten die Gegnerinnen und Gegner des wohl wichtigsten Vorhabens der Regierung am 19. Januar 2023. Sie legten einen Teil des Zugsystems und des Flugverkehrs lahm, drosselten die Stromproduktion, bestreikten Raffinerien, Schulen und Krankenhäuser.
Alleine in Paris waren nach Ministeriumsangaben 80 000 Demonstranten auf den Straßen. 10 000 Sicherheitskräfte waren mobilisiert.
Gewerkschaftsführer stehen während der Demonstration hinter einem Transparent mit der Aufschrift „Rentenreform, mehr arbeiten, das geht nicht“.
Polizisten halten einen Demonstranten fest.
Die 49-jährige Sylvie aus dem Pflegebereich (rechts im Bild) erzählt: „Meine Kollegen sind schon überall kaputt. Die Schultern, der Rücken, alles ist abgenutzt. Es wird für uns schon schwierig sein, bis 62 durchzuhalten.“
Für die Gewerkschaften ist der Reformplan brutal und ungerecht. Viele Demonstrantinnen und Demonstranten in Paris sprechen sich vor allem gegen die längere Arbeitszeit aus. „Ich sehe mich im Alter von 64 Jahren nicht hinter Kindern herrennen“, sagt die 57-jährige Adekoya (rechts im Bild), die mit Kleinkindern arbeitet.
Menschen zünden Fackeln während der Demonstration.
Die Regierung hält das Vorhaben aber für notwendig, begründet es damit, dass das jetzige System sich langfristig nicht finanzieren lasse. Immerhin gebe es in der alternden Bevölkerung immer weniger einzahlende Arbeitnehmer pro Rentner. Wirtschaftsminister Bruno Le Maire sagte, das aktuelle System würde im Jahr 2030 ein Minus von 13,5 Milliarden Euro angehäuft haben. Auch Regierungssprecher Olivier Véran betonte: „Das ist keine aufrechterhaltbare Situation, weil sie uns kollektiv in Gefahr bringt.“