Neuer Wirtschaftsminister von Frankreich Emmanuel Macron — Francois Hollandes "letzte Chance"

Paris · Als sein Name genannt wurde, waren viele überrascht: Emmanuel Macron ist der neue Wirtschaftsminister Frankreichs. Am Mittwoch nahmen er und das umgebildete Kabinett ihre Arbeit auf. Vor dem 36-Jährigen liegen schwere Zeiten angesichts der taumelnden Wirtschaft der Grande Nation. Für die französischen Medien jedenfalls gilt er als "letzte Chance" für Präsident Francois Hollande.

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Das ist Emmanuel Macron

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Foto: dpa, TH

Ein Unbekannter ist Macron für die Franzosen nicht. Denn zu Hollandes Amtsantritt im Jahr 2012 wurde er zum Wirtschafts- und Finanzberater des Präsidenten, außerdem stellvertretender Generalsekretär des Elysée-Palasts. Doch seine Nominierung als neuer Wirtschaftsminister kam für viele dann doch überraschend, denn erst im Juni hatte sich der 36-Jährige aus dem Palast verabschiedet aufgrund "persönlicher Projekte in den Bereichen Forschung und Lehre", wie es damals hieß. Nun aber wird er der Mann sein, der Hollandes Sparkurs umsetzen muss.

Auch deshalb setzt Hollande nicht nur mit der Personalie Macron auf Vertraute. Schließlich war es dessen Vorgänger Arnaud Montebourg, der mit seiner Kritik am Sparkurs die Regierungskrise in Frankreich ausgelöst hat. Mit Macron aber setzt der französische Präsident ein Zeichen, dass er künftig auf eine unternehmerfreundlichere Politik setzt. Und die Wirtschaft scheint angetan.

Ein früherer Investmentbanker

Hollande - Frankreichs Präsident
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"Diese Ernennung ist ein positives Signal für die Unternehmerschaft", zitiert die "Zeit" Guillaume Cairou, den Vorsitzenden des Netzwerkes Club des Entrepreneurs. Macron habe wertvolle Erfahrungen in der Privatwirtschaft gesammelt und einen "Unternehmer-Spirit". "Wir halten es für interessant, dass ein Mann mit solchen Qualifikationen und solchem Talent über die Relevanz und Effizienz von Strukturreformen wachen wird, die Hindernisse für unsere Wettbewerbsfähigkeit aus dem Weg räumen sollen."

Tatsächlich ist Macron in der Wirtschaft kein unbeschriebenes Blatt. Denn vor seiner politischen Beratertätigkeit arbeitete er als Investmentbanker bei der Geschäftsbank Rothschild und war dort an großen Übernahmen beteiligt. Studiert hat er wie Hollande an der Elite-Verwaltungshochschule ENA. Kommilitonen erinnern sich, so schreibt die "Zeit", dass er eher mit Professoren als mit Studenten befreundet gewesen sei. Er selbst habe auch mal einem Freund anvertraut, dass ihn junge Leute langweilten.

Langeweile wird er in seinem neuen Job definitiv nicht haben. Denn Frankreichs Wirtschaft geht es alles andere als gut. Die Arbeitslosenzahlen sind hoch, und die einst blühende Industrie kämpft ums Überleben. Frankreich galte zuletzt als das kommende Sorgenkind in der EU. Hollande konnte mit seiner bisherigen Regierung das Blatt nicht wenden, nun soll es Macron richten.

Macron: "Ich mag komplizierte Situationen"

Doch schon 2012, als er den Job des Wirtschaftsberaters bei Hollande annahm, sagte er laut "Zeit": "Ich mag es, den Dingen auf den Grund zu gehen und etwas zu bewegen. Und komplizierte Situationen." Entsprechend dürfte sein neues Amt eine wahre Herausforderung für den Philosophen sein.

Dass er diese annimmt, machte er gleich nach seiner Ernennung klar. Man möge ihn doch bitte an seinen Taten messen, bat er, nachdem die Personalie vom linken Flügel der regierenden Sozialisten scharf kritisiert worden war. Er versicherte, er werde sich zur Verbesserung der Lage von Unternehmen, Arbeitgebern, Arbeitnehmern "und manchmal sogar Bankern" einsetzen.

Zeit für seine Ehefrau — seine frühere Französischlehrerin, die 20 Jahre älter ist als er — dürfte er künftig damit weniger haben, auch wenn er laut "Frankfurter Allgemeiner Zeitung" mit ihr nach seinem Abschied im Juni aus dem Elysée-Palast mehr Zeit verbringen wollte. Seine erste große Bewährungsprobe dürften er und das gesamte französische Kabinett spätestens dann haben, wenn die Beratungen zum Haushalt 2015 beginnen.

mit Agenturmaterial

(das)
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