Vorwürfe gegen Russland Flugzeug in Ukraine von Russland aus abgeschossen

Kiew/Donezk · Die Regierung in Kiew erhebt schwere Vorwürfe nach Russland: Eine Rakete, die zum Absturz eines Flugzeugs der ukrainischen Armee geführt hat, kam wahrscheinlich aus Russland. Präsident Poroschenko sieht ein direktes russisches Eingreifen.

 Ein zerstörtes bewaffnetes Fahrzeug in der Nähe des Flughafens von Lugansk. Die ukrainische Armee hatte zuvor fünf Luftangriffe gegen Separatisten in Lugansk ausgeführt.

Ein zerstörtes bewaffnetes Fahrzeug in der Nähe des Flughafens von Lugansk. Die ukrainische Armee hatte zuvor fünf Luftangriffe gegen Separatisten in Lugansk ausgeführt.

Foto: afp, df/AC

Kurz vor dem EU-Gipfel eskaliert in der Ostukraine erneut der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland. Das ukrainische Verteidigungsministerium meldete am Montag den Abschuss eines Militärflugzeugs durch prorussische Separatisten. Die Rakete sei wahrscheinlich von russischem Gebiet aus abgefeuert worden, sagte Verteidigungsminister Waleri Heletej. Zuvor hatte Präsident Petro Poroschenko Russland vorgeworfen, sich mit Offizieren direkt an den Gefechten im Osten seines Landes zu beteiligen.

Außerdem sei in den vergangenen Tagen ein neues russisches Raketensystem gegen die ukrainische Armee eingesetzt worden, erklärte er auf seiner Internetseite.
Ein Sprecher des Sicherheitskabinetts sagte, es sei beobachtet worden, dass nahe Luhansk russische Einheiten und Ausrüstung über die Grenze gebracht worden seien. Zudem verstärke Russland seine Truppen an der Grenze. Auch die Nato warf Russland vor, bereits wieder mehr als 10.000 Soldaten im Grenzgebiet zur Ukraine zusammengezogen zu haben.

Poroschenko hatte am Sonntag in einem Telefonat mit EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy gefordert, dass die EU einen härteren Kurs gegen Russland Moskau fahren sollte. Auf dem EU-Gipfel am Mittwoch soll auch über neuen Sanktionen gesprochen werden. Russland steuerte dagegen und lud als "Geste des guten Willens" die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit (OSZE) ein, Beobachter an zwei russisch-ukrainische Grenzposten zu schicken.

Ukrainische Truppen rücken vor

Das Verteidigungsministerium in Kiew teilte mit, eine Transportmaschine vom Typ AN-26 sei beim Einsatz gegen die Separatisten südöstlich von Luhansk von einer Rakete getroffen worden. Zu zwei der acht Besatzungsmitgliedern hätten die Retter Kontakt. Das Schicksal der übrigen sechs Insassen war zunächst unklar. Das Flugzeug sei in 6500 Metern Höhe geflogen. Daher komme eigentlich nur ein Raketenabschuss von russischer Seite und nicht durch die prorussischen Separatisten in der Ostukraine infrage, die nicht über entsprechende Waffensysteme verfügten.

Mitte Juni war ein Transportflugzeug der Armee beim Landeanflug auf Luhansk abgeschossen worden. Damals wurden alle 49 Soldaten an Bord getötet.
In Luhansk hatten ukrainische Regierungstruppen nach eigenen Angaben am Sonntagabend die Blockade des Flughafens durchbrochen. Kampfflugzeuge hätten den Separatisten dabei schwere Verluste zugefügt. Auch ein Konvoi bewaffneter Fahrzeuge sei beschossen worden, der nach Darstellung der Regierung von Russland aus die Grenze überquert hatte. Die Rebellen sagten Nachrichtenagentur Interfax, 30 ihrer Kämpfer seien beim Beschuss der Ortschaft Alexandriwka im Osten von Luhansk ums Leben gekommen. Die Richtigkeit der Angaben kann nicht überprüft werden. In den vergangenen Wochen haben beide Seiten Propagandameldungen lanciert, um den Gegner zu diskreditieren und die eigene Position in einem besseren Licht darzustellen.

Die jüngste Offensive der Regierungstruppen war nach einem Raketenangriff auf Armee-Einheiten gestartet worden, bei dem nach Regierungsangaben 23 Soldaten starben.
Der von der Ukraine und der Nato gemeldete Truppenaufbau auf russischer Seite könnte mit der Ankündigung aus Moskau zusammenhängen, notfalls militärische Gegenschläge vorzubereiten, nachdem ein russischer Staatsbürger in einem Grenzort auf russischer Seite durch ukrainische Geschosse getötet worden war. Die Ukraine bestreitet, dass ihre Soldaten geschossen hätten. Die russische Zeitung "Kommersant" zitierte dagegen einen Insider aus dem Umfeld des Präsidialamtes mit den Worten, Russland "weiß genau, von wo der Beschuss kam".Zielgerichtete Schläge gegen diese Stellung seien möglich.

In Berlin appellierte die Bundesregierung sowohl an die ukrainische als auch die russische Führung, beim Vorgehen gegen die Separatisten die Verhältnismäßigkeit zu wahren. "Wir rufen alle Seiten dazu auf, in dieser brenzligen Lage alles zu tun, damit die Situation nicht völlig außer Kontrolle gerät", sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes. Eine Regierungssprecherin pochte auf rasche direkte Gespräche zwischen der ukrainischen Führung und den Separatisten - notfalls per Videokonferenz. Am Sonntag hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Rande des WM-Finales in Rio de Janeiro mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin über den Ukraine-Konflikt gesprochen.

(REU)
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