CIA-Chef trat wegen Affäre zurück FBI ermittelt gegen Petraeus' Biografin

Washington · Der Chef des US-Geheimdienstes CIA, David Petraeus, ist wegen einer außerehelichen Beziehung zurückgetreten. In einer Erklärung an die Mitarbeiter der CIA teilte Petraeus am Freitag mit, er habe mit der Affäre "sehr schlechtes Urteilsvermögen" an den Tag gelegt. US-Medien zufolge ermittelt die Bundespolizei FBI gegen Petraeus' Biografin Paula Broadwell wegen unerlaubten Zugangs zu sicherheitsrelevanten Informationen.

 In den USA wird spekuliert, ob Petraeus eine Affäre mit Paula Broadwell hatte.

In den USA wird spekuliert, ob Petraeus eine Affäre mit Paula Broadwell hatte.

Foto: dapd, T. Ortega Gaines

"Nach mehr als 37 Jahren Ehe habe ich ein äußerst schlechtes Urteilsvermögen an den Tag gelegt, indem ich eine außereheliche Beziehung einging", erklärte Petraeus. "Ein derartiges Verhalten ist inakzeptabel, sowohl als Ehemann als auch als Führer einer Organisation wie der unseren", schrieb er. Er habe daher Präsident Barack Obama am Donnerstagnachmittag um seine Entlassung gebeten.

 David Petraeus ist ein Ex-General der US-Army.

David Petraeus ist ein Ex-General der US-Army.

Foto: AP, AP

Obama erklärte, er habe den Rücktritt am Freitag angenommen. Petraeus sei einer der "herausragenden Generäle" seiner Generation gewesen. Als CIA-Direktor habe der 60-Jährige seinen jahrzehntelangen Dienst für die USA mit "intellektueller Präzision, Hingabe und Patriotismus" fortgesetzt, lobte der Präsident. Petraeus habe "unser Land sicherer und stärker" gemacht.

War es die Biografin?

Nach dem Rücktritt wird die CIA laut "New York Times" übergangsweise von Petraeus' Stellvertreter Michael Morell geführt. Als möglicher Nachfolger komme Obamas Antiterrorberater John Brennan in Frage, sagte der ehemalige CIA-Beamte Bruce Riedel von der Denkfabrik Brookings Institution. Brennan sei bereits in der Vergangenheit für den Posten genannt worden.

Mit wem Petraeus eine außereheliche Beziehung hatte, blieb zunächst offen. Auch war unklar, ob der Rücktritt ausschließlich aus persönlichen Gründen erfolgte oder ob Sicherheitsbedenken eine Rolle spielten, die seine Arbeit als Chef des US-Geheimdienstes beeinträchtigt hätten.

Der Fernsehsender NBC und andere US-Medien berichteten, die Bundespolizei FBI ermittele gegen Petraeus' Biografin Broadwell wegen unzulässigen Zugangs zu vertraulichen Informationen. Die Autorin soll demnach versucht haben, E-Mails von Petraeus während dessen Zeit als Oberkommandierender der Nato-Truppen in Afghanistan zu lesen.

Nicht namentlich genannte Behördenvertreter sagten der "New York Times", bei Broadwell handele es sich um Petraeus' Geliebte. Die frühere US-Offizierin selbst äußerte sich zunächst nicht. Sie hatte in der Biographie "All In" viele Details über Petraeus veröffentlicht.

Als General in Afghanistan gedient

Der Rücktritt erfolgte inmitten von Kritik an Petraeus' Reaktion auf einen Angriff auf das US-Konsulat im libyschen Benghasi, bei dem unter anderen der US-Botschafter getötet wurde. Petraeus sollte in der kommenden Woche im Kongress dazu befragt werden.

Petraeus war im September 2011 als CIA-Chef auf Leon Panetta gefolgt, der an die Spitze des Verteidigungsministeriums wechselte. Zuvor hatte der General als Oberbefehlshaber der internationalen und US-Truppen in Afghanistan gedient. Vor der Aufgabe am Hindukusch hatte Petraeus den US-Einsatz im Irak geführt.

Der Chef des Nationalen Geheimdienstes (DNI), James Clapper, sagte, Petraeus' Rücktritt sei der "Verlust eines unserer am meisten respektierten Staatsdiener". Der Senator John McCain, der Petraeus' Strategie einer Truppenaufstockung im Irak massiv unterstützt hatte, sagte, der General werde in einer Reihe mit den "größten amerikanischen Militärhelden" stehen.

(AFP)
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