Verurteilter Kriegsverbrecher Ermittler können Selbstmord von Praljak nicht aufklären
Den Haag · Die Ermittlungen zum Selbstmord von Ex-General Praljak sind abgeschlossen. Unklar bleibt, wie der verurteilte Kriegsverbrecher an das Zyankali gelangte. Mitarbeiter des UN-Tribunals werden nicht verdächtigt.
Niederländische Ermittler haben den dramatischen Selbstmord des verurteilten Kriegsverbrechers Slobodan Praljak vom vergangenen Jahr nicht aufklären können. Es sei weiterhin unklar, wie und wann Praljak an das von ihm verwendete Zyankali gelangt sei, erklärte die Staatsanwaltschaft am Freitag in einer schriftlichen Stellungnahme. Es seien keine Hinweise auf Helfer gefunden worden. Praljak trank das Gift am 29. November noch im Gerichtssaal in Den Haag und starb wenig später im Krankenhaus.
Der ehemalige bosnisch-kroatische Militärchef Praljak beteuerte seine Unschuld und trank dann aus einem Fläschchen. Sekunden zuvor hatte ein Richter nach der letzten Anhörung des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien eine 20-jährige Haftstrafe gegen den 72-Jährigen bestätigt. Die Tat wurde über die Website des Gerichts live übertragen.
Die niederländischen Ermittler erklärten, es seien im Zusammenhang mit Praljaks Selbsttötung keine Straftaten begangen worden. Polizei und Staatsanwälte prüften Filmaufnahmen aus dem Gerichtssaal, befragten Zeugen und durchsuchten Praljaks Zelle. Dort wurde ein handgeschriebener Abschiedsbrief gefunden, in dem Praljak ankündigte, er werde sich das Leben nehmen, sollte er schuldig gesprochen werden.
Den Ermittlern zufolge kann Zyankali als Pulver aufbewahrt werden und wirkt schon in kleinen Mengen tödlich. „In diesem Zusammenhang ist es nicht verwunderlich, dass die Einfuhr oder Lagerung dieser Substanz nicht bemerkt wurde“, erklärte die Staatsanwaltschaft. Eine interne Untersuchung des UN-Kriegsverbrechertribunals ergab, dass die Mitarbeiter im Umgang mit Praljak alle Vorschriften einhielten.
