Ausschreitungen in Gaza Extremistenchef Saadat stellt sich israelischer Armee

Gaza (rpo). Neuer Höhepunkt der Gewalt im Nahen Osten: Bewaffnete Palästinenser haben laut Augenzeugenbericht vier Ausländer im Gazastreifen entführt. Über die Nationalitäten wurde zunächst nichts bekannt. Zuvor hatten radikale Palästinenser das Büro eines britischen Kulturinstituts in Gaza-Stadt in Brand gesteckt. Am Dienstagabend stellte sich der Extremistenchaf Saadat der israelischen Armee.

Gewaltwelle nach Gefängniserstürmung
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Foto: AFP

Der wegen Mordes an einem israelischen Minister inhaftierte palästinensische Extremistenchef Ahmed Saadat hat sich der israelischen Armee ergeben.

Saadat stellte sich am Dienstagabend den Soldaten, die in das palästinensische Gefängnis Jericho eingedrungen waren, wie ein AFP-Reporter berichtete. Der Chef der radikalen Organisation Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP) saß seit 2002 in dem Gefängnis ein.

Einige Entführte wieder frei

Ein im Gazastreifen verschleppter Schweizer Mitarbeiter des Roten Kreuzes ist wieder frei. Dies wurde am Dienstagabend Stunden nach seiner Entführung in den palästinensischen Autonomiegebieten bekannt. Nach der Erstürmung eines palästinensischen Gefängnisses durch israelische Soldaten hatten bewaffnete Palästinenser mindestens zehn Ausländer als Geiseln genommen.

Neben dem Schweizer wurden drei Französinnen, zwei Koreaner, ein Kanadier und zwei Australier entführt, mehrere der Geiseln wurden rasch wieder freigelassen. Kurzzeitig wurde auch im Westjordanland ein Amerikaner verschleppt.

Wenige Stunden zuvor hatten israelische Soldaten das Gefängnis von Jericho gestürmt, in dem unter anderem die Mörder des israelischen Tourismusministers Rehavam Seevi einsitzen. Sie forderten die sofortige Auslieferung von sechs Häftlingen. Insbesondere wollten sie den Chef der Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP), Ahmed Saadat, in ihre Gewalt bringen. Militante Palästinenser drohten daraufhin Angriffe auf Ausländer an, sollte Saadat etwas zustoßen.

Ins Gefängnis eingedrungen

Angaben über mögliche Verletzte beim Brand des Kulturinstituts lagen zunächst nicht vor. Die radikalen El-Aksa-Brigaden, der bewaffnete Arm der Fatah-Bewegung von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, drohte britischen und US-Bürgern und forderte sie auf, "unverzüglich" die Palästinensergebiete zu verlassen. Das Gefängnis in Jericho wird von britischem und US-Personal bewacht.

Die israelische Armee war am Vormittag in das Gefängnis eingedrungen, um den Chef der Palästinenserorganisation Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP), Ahmed Saadat, und weitere Mitglieder der radikalen Gruppe sowie den Fatah-Mann Fuad Schubaki festzunehmen; sie sind wegen des Mordes an Israels früherem Tourismusminister Rechavam Seevi in Ostjerusalem im Oktober 2001 in Haft.

Nach Informationen des israelischen Rundfunks erwägt Abbas, die Extremisten freizulassen. In einer Erklärung nahm Abbas das Wachpersonal in die Verantwortung, sollte den Gefangenen Leid zugefügt werden. Zugleich verurteilte Abbas den israelischen Armeeeinsatz in Jericho.

Nach Angaben eines palästinensischen Polizisten nahmen die Soldaten in dem Gefängnis rund hundert Menschen fest, zahlreiche Gefangene, aber auch Sicherheitsleute und Polizisten. Saadat sagte dem arabischen Fernsehsender El Dschasira am Telefon aus dem Gefängnis, sie würden sich nicht ergeben. "Wir haben die Wahl zwischen Kampf und Tod. Der öffentlich-rechtliche israelische Rundfunk berichtete von Dutzenden Festnahmen. Saadat sei aber nicht darunter.

(afp)
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