Assads Basis in Syrien bröckelt weiter Ex-Premier ruft zur Fahnenflucht auf

Amman · Der zur Opposition übergelaufene syrische Ex-Ministerpräsident Riad Hidschab sieht das Regime von Präsident Baschar al-Assad vor dem Zusammenbruch. Der Kollaps sei ein "moralischer, finanzieller und militärischer", sagte Hidschab weiter. Er rief alle "ehrlichen" Staatsbeamten und Kommandeure der Sicherheitskräfte dazu auf, sich vom Regime abzuwenden und sich der Opposition anzuschließen.

 Der zur Opposition übergelaufene syrische Ex-Ministerpräsident Riad Hidschab hat sich erstmals geäußert: Er rief die Syriens Führungselite zur Fahnenflucht auf.

Der zur Opposition übergelaufene syrische Ex-Ministerpräsident Riad Hidschab hat sich erstmals geäußert: Er rief die Syriens Führungselite zur Fahnenflucht auf.

Foto: dpa, Sana Handout

Assad kontrolliere nur noch 30 Prozent des Staatsgebietes, sagte Hidschab am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Amman. Es war sein erster öffentlicher Auftritt, seit er in der Vorwoche zu den Rebellen übergelaufen war und sich dann nach Jordanien abgesetzt hatte.

Der Sunnit Hidschab war zum Zeitpunkt seines Bruchs mit dem Assad-Regime Ministerpräsident. Das Amt hatte er erst seit zwei Monaten inne. Der Assad-Clan und die meisten Spitzen der Sicherheitskräfte gehören der alawitischen Minderheit an.

Türkisches Manöver im Grenzgebiet

Unterdessen hat die türkische Armee hat ein neues Militärmanöver an der Grenze zu Syrien abgehalten. Dabei waren am Dienstag nach Angaben der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu in der südtürkischen Provinz Kilis auch Panzer, gepanzerte Truppentransporter und Raketenwerfer im Einsatz.

Bei der nur dutzende Meter von der Grenze zu Syrien abgehaltenen Übung sei ein Angriff simuliert worden. Ziel sei es gewesen, die "Kriegsfähigkeiten" der Streitkräfte zu testen, berichtete Anadolu. Die Türkei hatte in den vergangenen Wochen bereits mehrere Militärmanöver an seiner Grenze zu Syrien abgehalten.

Die Beziehungen beider Staaten haben sich seit Beginn des blutigen Konflikts in Syrien dramatisch verschlechtert. Einen Tiefpunkt erreichten sie nach dem mutmaßlichen Abschuss eines türkischen Kampfjets durch die syrische Armee am 22. Juni. Die genauen Umstände des Vorfalls werden immer noch untersucht. Die Türkei verstärkte nach dem Vorfall ihre Einheiten an der Grenze zu Syrien und verlegte Panzer und Luftabwehrraketen dorthin.

Die türkische Regierung wirft der Führung von Staatschef Baschar al-Assad auch vor, kurdischen Rebellen Unterschlupf zu gewähren, die Angriffe auf die Türkei verüben. Im Gegenzug beschuldigt Damaskus die Türkei, syrischen "Terroristen" Unterschlupf zu gewähren, eine Anspielung auf die oppositionelle Freie Syrische Armee, die Stellungen auf türkischem Territorium hat. Bislang sind mehr als 60.000 syrische Flüchtlinge in Lagern in der Türkei untergekommen.

(dpa)
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