Haiti Ex-Diktator "Baby Doc" Duvalier kehrt zurück

Port-au-Prince (RPO). Der frühere haitianische Diktator Jean-Claude "Baby Doc" Duvalier ist nach fast 25 Jahren im Exil überraschend in seine Heimat zurückgekehrt. Duvalier landete am Sonntagnachmittag an Bord einer Air-France-Maschine in Port-au-Prince und wurde am Flughafen von Anhängern begrüßt.

 Jean-Claude "Baby Doc" Duvalier (l.) bei seiner Rückkehr nach Haiti im Januar.

Jean-Claude "Baby Doc" Duvalier (l.) bei seiner Rückkehr nach Haiti im Januar.

Foto: AFP, AFP

Nach landesweiten Protesten und auf Druck des Militärs war er am 6. Februar 1986 aus dem Karibikstaat geflohen. Nun ist er nach eigener Aussage zurückgekehrt, um den Menschen von Haiti zu helfen.

Jean-Claude Duvalier wurde am 3. Juli 1951 in der Hauptstadt Haitis Port-au-Prince geboren. Er ging auf die besten Schulen des Landes und studierte anschließend an der Universität von Haiti Jura.

Die Macht übernahm "Baby Doc" Duvalier 1971 nach dem Tod seines Vaters François Duvalier. Der Arzt war 1957 in freien Wahlen zum Präsidenten des verarmten Landes gewählt worden und errichtete in den folgenden Jahren eine auf Terror und Unterdrückung begründete Diktatur. Berüchtigt war die von ihm eingerichtete "Tonton Macoute" genannte Terrormiliz. Wegen seines ursprünglichen Berufs wurde er "Papa Doc" genannt, sein Sohn entsprechend "Baby Doc". Der Herrschaft von "Papa Doc" sollen rund 30.000 Menschen zum Opfer gefallen sein.

Vererbung des Präsidentenamts

Der Verbleib der Macht in der Familie wurde 1970 mit entsprechenden Verfassungsänderungen vorbereitet. So ließ "Papa Doc" unter anderem das Mindestalter für Präsidenten auf 18 Jahre herabsetzen, wodurch "Baby Doc" am 21. April 1971 als 19-Jähriger das Amt von seinem Vater erben konnte.

Beobachter gingen damals von einer kurzen Regentschaft Duvaliers aus. Er galt als Müßiggänger und Playboy. Wenige trauten ihm den Machterhalt zu. Entgegen der Erwartungen festigte Duvalier in den kommenden Jahren seine Herrschaft. Dabei versuchte er eine Aufhebung der internationalen Sanktionen zu erreichen, die gegen das Regime seines Vaters erlassen worden waren. Teilweise gelang ihm dies auch. Allerdings blieben viele der Reformen reine Kosmetik; eine echte Liberalisierung blieb aus.

Hang zum verschwenderischen Luxus

Duvalier und sein Hofstaat lebten im Luxus, während die meisten der rund fünf Millionen Haitianer unter Armut litten. 1980 heiratete er die Tochter eines Kaffeepflanzers, Michèle Bennett. Die Feierlichkeiten waren verschwenderisch prunkvoll und veranschaulichten Duvaliers pompösen Lebensstil.

Durch den Missbrauch von Spendengeldern und sozialer Stiftungen soll Duvalier in seiner Regentschaft Millionen Dollar beiseitegeschafft haben. Beispielsweise soll er Ende der 70er beträchtliche Teile der internationalen Hilfsgelder für den Kampf gegen das afrikanische Schweinefieber veruntreut haben, die zur Entschädigung von Subsistenzbauern für den Verlust ihrer Tiere vorgesehen waren.

1982 überstand Duvalier einen Putschversuch von Exil-Haitianern. Bei einem Kurzbesuch auf Haiti 1983 forderte Papst Johannes Paul II. Veränderungen. 1984 verschlechterte sich die Lage für Duvalier weiter. Nach einem Boykott der Parlamentswahlen durch die Opposition sowie vorhergegangener Repressionen gegen politische Gegner fanden Duvaliers Versprechen einer politischen Öffnung im Ausland zunehmend weniger Glauben. Insbesondere die US-Wirtschaftshilfe war aber an Fortschritte bei der Demokratisierung geknüpft.

Aufstände treiben Duvalier aus dem Land

1984 kam es zu ersten Hungeraufständen. Im folgenden Jahr weiteten sich die Aufstände aus. Es gelang Duvalier nicht, die Lage zu stabilisieren, sodass er Anfang 1986 auch auf Druck des Militärs und auf Anraten von Vertrauten zum Verlassen des Landes gezwungen war.

Unter Duldung der französischen Behörden lebte Duvalier fortan in Frankreich - weiterhin im Luxus. Kurz nach seiner Flucht aus Haiti sperrte die Schweiz sein auf dortigen Konten deponiertes Vermögen in Höhe von 450 Millionen US-Dollar. Mit der Scheidung von seiner Frau Michèle 1992 verlor Duvalier einen Großteil seiner Mittel. Danach gab es Gerüchte, der Ex-Diktator sei in Finanznot geraten. Mehrere gegen ihn angestrengte Prozesse konnte Duvalier vermeiden.

Im Herbst 2007 hatte Präsident René Préval erklärt, Duvalier könnte nach Haiti zurückkehren, müsste sich dann aber vor der Justiz für den Tod von Tausenden Menschen und der Veruntreuung von Millionen Dollar verantworten.

(apd/felt/dapd/awei)
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