Gemeinsame Erklärung von Deutschland, Frankreich und Großbritannien EU-Trio: Iran für Angriffe auf saudische Ölanlagen verantwortlich

Teheran · Die Amerikaner hatten sich schnell festgelegt. Noch bevor die Saudis selbst den Iran für die Attacken auf ihre Ölanlagen am 14. September verantwortlich machen konnten, hatte Donald Trump schon getwittert, dass Teheran der Schuldige sei.

 Angela Merkel trifft während der UN-Versammlung in New York Irans Präsidenten Hassan Ruhani.

Angela Merkel trifft während der UN-Versammlung in New York Irans Präsidenten Hassan Ruhani.

Foto: dpa/Kay Nietfeld

Nun folgen auch Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Das EU-Trio hat sich mit seiner Schuldzuweisung den USA angeschlossen, die mit Saudi-Arabien eng verbündet sind und im Konflikt mit dem Iran stehen. „Für uns ist deutlich, dass der Iran Verantwortung für diesen Angriff trägt“, heißt es in der Mitteilung der deutschen, französischen und britischen Regierungen. „Es gibt keine andere plausible Erklärung.“ Belege wurden nicht vorgelegt.

Demnach glaubt also niemand dem Bekenntnis der Huthi-Rebellen im Jemen, sie seien für die Drohnenangriffe auf die saudischen Ölfelder verantwortlich, obwohl die Huthi das wiederholt beteuerten. Der am Persischen Golf gelegene Staat gehört zu der von Saudi-Arabien angeführten Militärkoalition, die die Huthi in Jemen bekämpft. Riad sieht in den Rebellen einen engen Verbündeten seiner Erzrivalen Iran. Das saudische Königshaus behauptet, die Drohnen seien nicht aus dem Süden gekommen, wo der Jemen liegt, sondern aus dem Norden. Dort liegen Jordanien, Syrien und der Irak. Einen Beweis dafür sind die Saudis allerdings bis heute schuldig geblieben.

Fakt ist wohl, dass das Geschoss im Iran hergestellt wurde, wie Teile davon beweisen. Doch davon gibt es massenweise in der Region. In Syrien ist der Iran direkt ins Kriegsgeschehen eingebunden, im Irak unterhält er Waffendepots und Militärstützpunkte durch die von ihm unterstützten Schiitenmilizen. Und die Huthi im Jemen werden auch vom Iran mit Waffen und Kriegsgerät beliefert. Wenn Drohnen und Kriegsgerät „made in Iran“ nun als Kriegserklärung des Iran gegen Saudi-Arabien gewertet werden, dann steht auch Deutschland im Krieg in Nahost.

Im ersten Halbjahr 2019 hatte die Bundesregierung unter anderem Rüstungsexporte an Ägypten im Wert von rund 800 Millionen Euro und an die Vereinigten Arabischen Emirate im Wert von 206 Millionen Euro genehmigt. Dabei machen die Regierungen in Kairo und Abu Dhabi keinen Hehl daraus, dass sie sich seit 2015 an der von Saudi-Arabien initiierten Militäroffensive gegen die Huthi-Rebellen im Jemen beteiligen. Der Iran weist die Vorwürfe zurück. Die Erklärung der drei EU-Staaten sei „auf der Basis grundloser Unterstellungen“ erfolgt, sagte Präsident Hassan Ruhani seinem französischen Amtskollegen Emmanuel Macron. Saudi Arabien selbst will mit einer Reaktion abwarten, bis Beweise auf dem Tisch liegen.

Der Angriff auf die Raffinerie des Ölkonzerns Saudi Aramco hatte kurzzeitig die Ölmärkte erschüttert und die Spannungen am Golf verschärft. Der entstandene wirtschaftliche Schaden soll enorm sein. Die staatliche Ölfördergesellschaft Aramco macht normalerweise 500 Millionen US-Dollar Gewinn pro Tag. Nächste Woche wollte sie an die Börse gehen. Das wird wohl verschoben werden. Die Bewertung von Aramco ist abgesackt. Selbst wenn die Ölproduktion sich rasch normalisieren sollte, wird der Wert des Unternehmens neu eingeschätzt: Analysten beziffern den Wert des Konzerns nicht höher als 1,5 Billionen Dollar. Damit hat der Raketenangriff mindestens 500 Milliarden Dollar gekostet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort