Gefährlicher Konsum EU-Kommission will Warnhinweise auf Alkoholflaschen

Berlin/Brüssel (RPO). Auf Alkoholflaschen werden in Zukunft womöglich Warnheinweise über die schädliche Wirkung solcher Getränke aufgedruckt. Das fordert die EU-Kommission laut Zeitungsberichten. Die Zeitungen "Süddeutsche" und "Welt" berufen sich auf Texte, die am kommenden Dienstag veröffentlich werden sollen.

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Foto: ap

Die Bürger hätten "ein Recht darauf, wichtige Informationen über die gesundheitlichen Folgen von schädlichem und riskanten Alkoholkonsum zu erhalten", heißt es in dem 18-seitigen Entwurf der EU-Kommission der "Welt" zufolge. Laut dem Zeitungsbericht rückte EU-Gesundheitskommissar Markos Kyprianou in wichtigen Punkten von seinen ursprünglichen Plänen ab.

Er setze nun vor allem darauf, die Menschen besser und frühzeitig über Gesundheitsschäden durch maßlosen Alkoholgenuss aufzuklären. In früheren Entwürfen habe Kyprianou gefordert, Alkohol nur an Erwachsene über 18 Jahren abzugeben, die Strafen für Alkoholsünder am Steuer zu erhöhen und eine Null-Promille-Grenze für Fahranfänger und Berufskraftfahrer einzuführen.

In der "Süddeutschen" heißt es dagegen, der EU-Kommissar setze sehr wohl auf diese Maßnahmen, die sich als "gute Praxis" europaweit verbreiten sollten: In Deutschland wäre unter anderem neu, dass an Jugendliche ab 16 Jahren kein Wein und Bier mehr verkauft werden dürfte. Für eine "gute Praxis" halte Kyprianou auch die Null-Promille-Grenze für Fahranfänger.

Die nun geplante Strategie könnte "alle Seiten beunruhigen", hieß es in der "SZ" unter Verweis auf den vorliegenden Entwurf. Zwar sei darin keine Rede von Steuererhöhungen oder ausdrücklichen Werbeverboten, auf die Suchtfachleute gehofft hätten. Andererseits schlage der EU-Kommissar etliche Maßnahmen vor, die den Verbrauch und die Vermarktung von Alkohol grundsätzlich ändern könnten.

Kyprianous Fachleute ließen keinen Zweifel daran, dass sie den Missbrauch von Bier, Wein und Schnaps stärker als bislang bekämpfen wollten, berichtete die Zeitung weiter. In der Europäischen Union seien 23 Millionen Menschen alkoholabhängig, jeder vierte Autounfall werde durch zu starken Alkoholgenuss verursacht, zitierte sie aus dem Brüsseler Entwurf.

Bierbrauer und Winzer müssten sich darauf einstellen, dass sie ihre Erzeugnisse künftig nur mit stärkeren Einschränkungen vermarkten könnten, hieß es in der "SZ". Der EU-Kommissar wolle mit den Mitgliedsstaaten "den Nutzen eines gemeinsamen Ansatzes untersuchen" und schlage zum Beispiel europaweite Warnhinweise auf Alkoholflaschen vor. Außerdem wolle Kyprianou gegen "unverantwortliches Marketing" von alkoholischen Getränken vorgehen. Von der Klage über unverantwortliches Marketing bis zu Werbeverboten sei der Weg nicht weit, mutmaßte die "SZ".

(afp2)
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