Protest gegen Festnahmen im Iran EU bestellt iranische Botschafter ein

Brüssel (RPO). Als Reaktion auf die Festnahme zweier iranischer Mitarbeiter der britischen Botschaft in Teheran hat das Auswärtige Amt am Freitag den iranischen Botschafter einbestellt und die Freilassung der Festgenommenen gefordert. Dem Diplomaten sei deutlich gemacht worden, "dass die Verhaftung und nachfolgende Behandlung der Mitarbeiter der britischen Botschaft nicht hinnehmbar sei", hieß es in einer Mitteilung des Ministeriums in Berlin.

Tage des Aufruhrs im Iran
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Foto: AP

Derartige Maßnahmen würden gegen jegliche diplomatische Gepflogenheiten verstoßen, hieß es in der Mitteilung. Sie seien nicht nur gegen Großbritannien, sondern gegen die EU als Ganzes gerichtet. Der Iran müsse die beiden Botschaftsmitarbeiter umgehend freilassen.

Dem Botschafter sei erklärt worden, falls sich die Situation nicht ändern sollte, "werde sich dies unmittelbar auf die Beziehungen zwischen der EU und dem Iran auswirken". Die Art möglicher Auswirkungen wurde nicht näher erläutert. Die diplomatische Maßnahme war nach Angaben der "Süddeutschen Zeitung" Teil einer abgesprochenen Aktion unter den EU-Staaten, die ebenfalls die iranischen Botschafter einbestellten.

Die Führung im Iran will einigen festgenommenen Mitarbeitern der britischen Botschaft derweil den Prozess machen. Die Mitarbeiter, denen eine Beteiligung an den Unruhen nach der Präsidentschaftswahl vom 12. Juni vorgeworfen wird, seien geständig, sagte der Vorsitzende des Wächterrates am Freitag in Teheran.

Die einheimischen Botschaftsmitarbeiter seien bei den Protesten gegen die Wiederwahl von Präsident Mahmud Ahmadinedschad festgenommen worden und hätten Geständnisse abgelegt, sagte der Vorsitzende des Wächterrates, Ahmed Dschannati. "Natürlich werden sie vor Gericht gestellt, sie haben gestanden." Teheran wirft der britischen Botschaft eine "bedeutende Rolle" bei den Unruhen vor.

Nach Angaben der britischen Regierung wurden inzwischen sieben von zunächst neun am 28. Juni festgenommenen Botschaftsmitarbeitern von den iranischen Behörden wieder freigelassen.

Eine Sprecherin des Außenministeriums in London äußerte sich am Freitag "beunruhigt" über die Meldungen aus Teheran und erklärte, diese würden geprüft. Die Freilassung der Botschaftsangestellten habe "absoluten Vorrang".

Im Iran waren nach den auf die Präsidentschaftswahl folgenden Unruhen neun einheimische Mitarbeiter der britischen Botschaft festgenommen worden. Sieben von ihnen sind inzwischen wieder auf freiem Fuß, zwei weitere blieben zunächst weiter in Haft. Einigen von ihnen soll der Prozess gemacht werden. Teheran wirft ihnen eine "bedeutende Rolle" bei den Unruhen am 12. Juni vor.

(AFP)
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