Deutsche Politiker überlebten die Anschläge "Es war schrecklich"

Frankfurt/Main (RPO). Die deutschen Europa-Abgeordneten Erika Mann (SPD) und Daniel Caspary (CDU) haben die Terroranschläge im indischen Bombay aus nächster Nähe erlebt. Jetzt erzählen sie von ihrer Flucht. Die Angst hat sie immer noch nicht losgelassen.

Nach Anschlag: Feuer im Taj Mahal Hotel von Bombay
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Nach Anschlag: Feuer im Taj Mahal Hotel von Bombay

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Sie sei mit indischen Freunden im Hotel Taj Mahal zum Essen verabredet gewesen, sagte die SPD-Politikerin am Donnerstag der Nachrichtenagentur AP in einem Telefoninterview. Nach dem ersten Angriff sei sie stundenlang auf der Flucht gewesen.

Caspary sagte, die gesamte im Taj Mahal untergebrachte EU-Delegation habe die Anschläge gut überstanden. "Wir haben Glück gehabt", sagte der CDU-Politiker der AP. Mann erklärte, nach dem Angriff hätten sich Gäste in dem Hotel zu Gruppen zusammengefunden, "die immer wieder verfolgt wurden". Man habe sich selbst verbarrikadiert. "Es war schrecklich", schildert der CDU Politiker der Bild-Zeitung seine Gefühle. "Die anderen berichteten, dass Rauch in die Zimmer eindrang, sie hörten Schüsse, aber keiner wusste, was eigentlich los war."

Der "Bild"-Zeitung sagte Mann, sie habe sich unter einen Tisch geflüchtet, während sie draußen die Explosion von Bomben gehört habe. Der AP berichtete sie, sie sei durch "unsichere Gänge" geflüchtet und habe immer wieder an unterschiedlichen Stellen im Hotel Schutz gesucht. Das Personal sei sehr hilfreich gewesen und habe soweit wie möglich Kontakt mit Sicherheitskräften gehalten. Immer wieder habe man Schüsse gehört "und man wusste, man muss jetzt hier raus, an den nächsten Ort".

EU-Delegation ins französische Konsulat gebracht

Nach dem Verlassen des Hotels habe sie "überall Schüsse" gehört. Man habe den ganzen Abend nur sporadische Informationen gehabt und die Situation nicht richtig einschätzen können. Zum Zeitpunkt des Interviews hielt sie sich an einem einem "relativ sicheren" Ort auf, den sie nicht näher benennen wollte. "Die Situation ist jetzt o.k. für uns und sie ist mit einer hohen Wahrscheinlichkeit sicher."

Aber nach allem, was sie durchgemacht habe, fühle sie sich noch immer nicht ganz in Sicherheit. "Wir kommen hier auch nicht raus", sagte Mann am Donnerstagvormittag deutscher Zeit.

Der Rest der EU-Delegation befand sich in einem Restaurant nahe des Taj Mahal. Dort harrten sie bis 06.00 Uhr Ortszeit aus, bis der deutsche Generalkonsul sie abholte und ins französische Konsulat brachte, wie Caspary berichtete.

Der britische Europaabgeordnete Sajjad Karim erlebte den Überfall hautnah mit: "Ich war in der Lobby des Hotels. Plötzlich wurde draußen überall geschossen", sagte Karim der AP am Mittwochabend in einem Telefongespräch. Dann sei ein Mann mit einem Maschinengewehr vor ihm aufgetaucht. "Er begann auf uns zu schießen. Ich drehte mich um und bin in die entgegengesetzte Richtung gerannt."

"Die Welt ist eine andere"

Mann sagte, man müsse die Realität akzeptieren, "dass es Terrorgruppen gibt, die kein anderes Ziel haben als ihre egoistischen Ziele politischer oder sonstiger Art zu verfolgen." Damit dürfe man nicht naiv umgehen. "Die Welt ist eine andere, in der wir leben und ich glaube, es ist gut, dass wir das überall zur Kenntnis nehmen."

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