Brennstoff-Lieferung für Iran Erstes Akw geht im August ans Netz

Moskau (RPO). Das erste Atomkraftwerk im Iran soll noch in diesem Monat seinen Betrieb aufnehmen. Das von Russland gebaute Atomkraftwerk in Buschehr werde am 21. August mit Brennstoff versorgt, sagte der Sprecher der russischen Atombehörde Rosatom am Freitag. Ab diesem Zeitpunkt könne die Anlage in Buschehr als nukleare Einrichtung angesehen werden. Die offizielle Inbetriebnahme der umstrittenen Anlage soll den Angaben zufolge von einem Festakt begleitet werden.

Fakten zum iranischen Atomprogramm
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Foto: rpo

Der Beschluss zum Bau des ersten iranischen Atomkraftwerks in Buschehr im Süden des Landes fiel bereits vor mehr als drei Jahrzehnten: Schah Mohammed Resa Pahlewi erteilte noch den Auftrag. Nun steht die Inbetriebnahme des Meilers offenbar kurz bevor - und der Reaktor ist längst Teil des Streits über das umstrittene Atomprogramm zwischen der Regierung des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad und der internationalen Gemeinschaft.

Pahlewi ordnete den Bau eines Atomkraftwerks mit zwei 1200-Megawatt-Reaktoren in der Hafenstadt Buschehr an. Den Auftrag dazu erteilte der Schah in den 70er Jahren dem deutschen Siemens-Konzern, der sich gemeinsam mit der AEG-Telefunken ans Werk machte. Doch mit der Islamischen Revolution 1979 und dem darauffolgenden Krieg zwischen dem Iran und dem Irak (1980 bis 1988) verfolgte Teheran das Projekt vorerst nicht weiter. Erst nach dem Tod des Ayatollah Khomeini 1989 wandte sich die iranische Führung, die inzwischen die Unterstützung des Westens verloren hatte, wieder dem Großprojekt zu.

Doch die Suche nach Partnern war Anfang der 90er Jahre schwierig. Die Deutschen lehnten ab, schließlich erklärte sich 1994 Russland bereit, die Anlage fertigzustellen. Nach langen Verhandlungen unterzeichneten Teheran und Moskau im Januar 1995 einen Vertrag über eine Milliarde Dollar für die Wiederaufnahme der Bauarbeiten.

Das Projekt sah jetzt nur noch einen Druckwasserreaktor mit einer Stärke von 1000 Megawatt vor. Für dessen Betrieb ist angereichertes Uran nötig, das auch zum Bau von Atomwaffen verwendet wird. Gemäß Vertrag soll Russland den nuklearen Brennstoff für die Anlage liefern und der Iran das gebrauchte Material nach Russland zurückschicken. Nach Angaben des Chefs der iranischen Atomenergiebehörde, Ali Akbar Salehi, sollen nun insgesamt 165 Brennstäbe in dem Reaktor installiert werden.

Insgesamt waren mehr als 2000 russische Ingenieure und Arbeiter in Buschehr im Einsatz. Die Bauarbeiten sollten höchstens fünf Jahre dauern, doch es kam immer wieder zu Verzögerungen. Ein Problem war die Anpassung der deutschen Technik an russische Standards. Russlands damaliger Präsident und jetziger Regierungschef Wladimir Putin machte für die Verzögerungen in erster Linie die "veraltete" Siemens-Technik verantwortlich.

Aber auch finanzielle und politische Schwierigkeiten tauchten auf, insbesondere der Streit um das iranische Atomprogramm. Beobachter vermuteten, dass Moskau die Fertigstellung hinauszögerte, um den Iran zu mehr Transparenz in seinem Atomprogramm zu zwingen. Das Land steht international im Verdacht, unter dem Deckmantel eines zivilen Programms die Entwicklung von Atomwaffen voranzutreiben. Der Iran weist diesen Vorwurf zurück und beteuert, dass auch die Anlage in Buschehr allein der Stromerzeugung dient.

(AFP/born/awei)
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