"Pacte civil de solidarité" Ersatz-Ehe in Frankreich immer beliebter
Paris (RP). In den vergangenen zehn Jahren entschieden sich in Frankreich mehr als 500.000 Paare für einen zivilen Solidaritätspakt, wie diese Ehe-ähnliche Gemeinschaft offiziell genannt wird.
PACS, wie der "Pacte civil de solidarité" abgekürzt heißt, das war nie die Homoehe oder die "institutionalisierte Zerstörung der Ehe", als die ihn seine Gegner während eines ganzen Jahres bekämpften. Von den 145.000 Paaren, die 2008 diesen Bund beim Amtsgericht ihres Wohnortes eintragen ließen, waren lediglich 5,62 Prozent gleichgeschlechtlich.
Der Ehe konnte PACS auch nichts anhaben, obgleich die Wortschöpfung "se pacser" (deutsch: eine eingetragene Partnerschaft eingehen) inzwischen wegen der Beliebtheit ganz offiziell von der ehrwürdigen Académie Française anerkannt ist. Eheschließungen stagnieren in Frankreich seit Jahren bei rund 270.000. Häufig ist der PACS sogar die Vorstufe zur Ehe. "Wir wollen zusammen bleiben, ein gemeinsames Leben gestalten. Aber die Ehe, das ist nicht so mein Ding", sagt Hélène, die zusammen mit ihrem Freund Thierry in Paris "paktiert".
Das Erb- und Mietrecht wurden dem von Ehepaaren angeglichen. Auch beim Arbeitsplatzwechsel von Beamten wird der Vertrag berücksichtigt. Noch bis 2005 wurde darum gerungen und letztlich positiv entschieden, dass auch PACS-Partner von Anfang an gemeinsam steuerlich veranlagt werden können, und seit 2006 können sie wie Eheleute zwischen Gütergemeinschaft oder Gütertrennung wählen.
Die eher wenig romantische Atmosphäre einer Amtsstube trübt freilich oft noch die Hochgefühle der Paare, die mit den notwendigen Dokumenten in der Hand beim Amtsgericht vorstellig werden. Bisher sind es vor allem politisch links orientierte Bürgermeister, die die Festsäle ihrer Rathäuser für eine Zeremonie wie bei einer standesamtlichen Trauung öffnen. Aber auch das ändert sich. Wie zum Beweis für die Normalität ging in Paris gerade die zweite "Hochzeits- und PACS-Messe" zu Ende.