Angriff auf christliche Kirche Erneut Tote bei Gewalt in Nigeria

Lagos · Die Gewalt in Nigeria reißt nicht ab. Drei Menschen wurden am Sonntag nach Behördenangaben getötet und dutzende verletzt, als ein Selbstmordattentäter während des Gottesdienstes mit einem Auto voller Sprengstoff in eine Kirche der Stadt Jos im Landesinnern fuhr. Bei einem Überfall auf eine Polizeiwache im Nordosten des Landes wurden am Samstag 14 Menschen getötet.

Chronik der Anschläge der Boko-Haram-Sekte
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Foto: dapd, Dele Jones

Der Geistliche John Haruna von der Kirche Christi in Nigeria (COCIN) sagte, der Wagen sei drei Meter von der Wand entfernt explodiert, wo er gepredigt habe. Unter den drei toten Kirchgängern war den Angaben zufolge auch ein Kleinkind. Die Kirchenleitung gab die Zahl der Verletzten mit mindestens 50 an, ein Sprecher der Rettungsdienste sagte, 38 Verletzte seien ins Krankenhaus eingeliefert worden.

Nigeria wird seit Wochen von Anschlägen auf Christen und Sicherheitskräfte erschüttert. Bei einem Überfall auf ein Polizeirevier in Gombe wurden in der Nacht zum Samstag 14 Menschen getötet. Nach Angaben von Augenzeugen lagen nach dem Überfall zehn Leichen in dem Polizeirevier, vier weitere in einem ausgebrannten Wagen in der Nähe. Ein Versuch bewaffneter Angreifer, aus dem Gefängnis von Gombe Häftlinge zu befreien, sei zuvor gescheitert, sagte ein Gefängniswärter.

Boko Haram als Tätergruppe?

Die Attentate gehen in der Regel auf das Konto der islamistischen Boko-Haram-Bewegung, die für die Errichtung eines islamischen Staats im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias kämpft. Auch das Zentrum des Landes wird inzwischen vermehrt von Anschlägen getroffen. Am Sonntag vor einer Woche wurden mehrere Menschen verletzt, als sich in der Nähe einer Kirche in der Ortschaft Suleija außerhalb der Hauptstadt Abuja eine Explosion ereignete.

Die islamistische Boko Haram hatte sich zu einer Anschlagsserie am ersten Weihnachtstag 2011 bekannt, bei der allein in einer katholischen Kirche in Madalla bei Abuja 44 Menschen getötet wurden. Auch für eine Anschlagsserie am 20. Januar in der nördlichen Stadt Kano mit mindestens 185 Toten übernahm Boko Haram die Verantwortung.

Die Armee hatte 2009 einen von Boko Haram in der nordöstlichen Stadt Maiduguri angezettelten Aufstand niedergeschlagen. Seitdem begeht die Sekte immer wieder blutige Anschläge auf Politiker, Polizisten und Kirchen. Nigeria ist mit 160 Millionen Einwohnern der bevölkerungsreichste Staat Afrikas. Der Norden des westafrikanischen Landes ist mehrheitlich von Muslimen bewohnt, während im ölreichen Süden die Christen in der Mehrheit sind.

(AFP)
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