Babtschenko taucht auf Pressekonferenz auf Ermordet geglaubter Journalist lebt

Kiew · Am Dienstag war seine Ermordung in Kiew gemeldet worden. Doch einen Tag später taucht der russische Journalist Arkadi Babtschenko plötzlich auf einer Pressekonferenz in der Ukraine auf.

Arkadi Babtschenko (Mitte), Wassili Grizak (l.), Chef des ukrainischen Geheimdienstes SBU, und Jurij Luzenko, ukrainischer Generalstaatsanwalt.

Arkadi Babtschenko (Mitte), Wassili Grizak (l.), Chef des ukrainischen Geheimdienstes SBU, und Jurij Luzenko, ukrainischer Generalstaatsanwalt.

Foto: dpa/Efrem Lukatsky

Das berichten unter anderem die Nachrichtenagenturen AP, Reuters und AFP sowie russische Agenturen. Der ukrainische Geheimdienst habe den Tod Babtschenkos vorgetäuscht, erklärte demnach dessen Leiter Wassili Grizak am Mittwoch. Der angebliche Mord sei eine über Monate vorbereitete Aktion gewesen, um Anschlagspläne des russischen Geheimdienstes zu enttarnen, sagte SBU-Chef Wassili Grizak.

Russische Spezialkräfte hätten den Tod des Reporters in Kiew angeordnet, erklärte Grizak. Dafür sei ein Auftragsmörder angeheuert worden. Der Täter habe von den Hintermännern 30.000 US-Dollar in Aussicht gestellt bekommen, für einen Mittelsmann habe es 10.0000 Dollar gegeben. Der Täter sei in Haft genommen worden.

Der ukrainische Geheimdienst habe Informationen über denMordanschlag erhalten und ihn dann verhindert, hieß es weiter. Weitere Details wurden nicht bekanntgegeben.

 Babtschenko weint auf der Pressekonferenz des ukrainischen Geheimdienstes SBU.

Babtschenko weint auf der Pressekonferenz des ukrainischen Geheimdienstes SBU.

Foto: dpa/Efrem Lukatsky

In der im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz sprach auch Babtschenko, der dem ukrainischen Geheimdienst für seine Rettung dankte. Nach seinen Worten wurde sein angeblicher Mord zwei Monate lang vorbereitet. Der Journalist sagte, er sei vor etwa einem Monat eingeweiht worden. „In diesem Monat habe ich gesehen, wie die Jungs arbeiten, wie eifrig sie sind. Den ganzen Monat über waren wir im Kontakt, haben wir nachgedacht, gearbeitet, gehandelt. Und das Ergebnis war dieser Spezialeinsatz.“ Er entschuldigte sich bei seiner Frau „für die ganze Hölle, die sie durchmachen musste“. Und er entschuldigte sich bei allen Menschen, die von der Nachricht über seinen angeblichen Tod bestürzt waren.

Babtschenko hatte Russland vor zwei Jahren verlassen, weil er dort als scharfzüngiger Kreml-Kritiker Repressionen ausgesetzt war. In Moskau hatte er für die oppositionelle Zeitung „Nowaja Gaseta“ und den liberalen Radiosender Moskauer Echo gearbeitet. Zuletzt betätigte sich Babtschenko von Kiew aus für den krimtatarischen ukrainischen Sender ATR und betrieb einen sehr aktiven Internet-Blog. Babtschenko hatte in den 90er und frühen 2000er Jahren in den Tschetschenien-Kriegen gekämpft, ehe er sich als Kriegsreporter öffentliches Ansehen erwarb.

Lob von Poroschenko

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko lobte den SBU für die „glänzende Operation“. Er wies die Sicherheitskräfte an, Babtschenko und seiner Familie rund um die Uhr Personenschutz zu geben.

Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, kommentierte bei Facebook, es sei offensichtlich, dass die Aktion einen Propagandaeffekt habe. „Dass Babtschenko lebt, ist die beste Nachricht“, schrieb sie. Der Kreml lehnte eine Stellungnahme zunächst ab. Auch der russische Außenpolitiker Konstantin Kossatschow sagte: „Ich bedauere, dass Babtschenko an dieser Provokation der ukrainischen Geheimdienste teilgenommen hat.“

Das Verhältnis zwischen Russland und der Ukraine ist seit 2014 zerrüttet. Wegen der russischen Annexion der Halbinsel Krim sowie Moskaus Unterstützung für prorussische Separatisten im Kriegsgebiet Donbass sieht sich die Ukraine im direkten Konflikt mit Russland.

(das/eler/AP/dpa/AFP/rtr)
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