Nach Ausschreitungen in Istanbul Erdogan: Park-Projekt wird fortgesetzt

Tunis · Trotz massiver Proteste will der türkische Regierungschef Recep Tayyip Erdogan an dem umstrittenen Bauprojekt in Istanbul festhalten. Er werde die Umgestaltung des Gezi-Parks in der Metropole vorantreiben, sagte Erdogan am Donnerstag in der tunesischen Hauptstadt Tunis laut einer arabischen Übersetzung seiner Äußerungen.

Er rückte dabei auch einen Teil der Protestteilnehmer in die Nähe des "Terrorismus". "Unter den Demonstranten sind Extremisten, einige sind in den Terrorismus verstrickt", sagte er. Er verwies dabei auf Mitglieder einer "Terrororganisation", die sich zu einem Anschlag auf die US-Botschaft am Februar in Ankara bekannt hatte.

Bei dem Selbstmordanschlag auf die US-Vertretung war Anfang Februar ein Wachmann getötet worden. Die linksextreme Gruppe Revolutionäre Volksbefreiungsfront (DHKP-C) übernahm später die Verantwortung für das Attentat.

Noch in der vergangenen Woche war es lediglich ein lokaler Protest gegen eine Städtebau-Projekt in Istanbul, inzwischen hat der Proteststurm in der Türkei mehr als 60 Städte erfasst. Erdogan sieht sich mit dem größten politischen Flächenbrand seit seinem Amtsantritt im Jahr 2002 konfrontiert.

Unter den in Istanbul bei Protesten gegen die islamisch-konservative Regierung festgenommenen Ausländern ist auch ein Deutscher. Er sei als Tourist in den Land eingereist, berichteten türkische Medien am Donnerstag. In Istanbul hatte die Polizei am Vortag elf Ausländer in Gewahrsam genommen. Ihnen werde vorgeworfen, sich als Provokateure unter die Protestierer gemischt zu haben.

Die anhaltenden Ausschreitungen in der Türkei haben die Istanbuler Aktienbörse am Donnerstag erneut auf Talfahrt geschickt. Der Leitindex fiel um 5,5 Prozent und markierte mit 75.220,40 Punkten den niedrigsten Stand seit Anfang Dezember. Die türkische Währung ging ebenfalls in den Keller. Ein Dollar stieg um bis zu 0,4 Prozent auf ein 16-Monats-Hoch von 1,8980 Lira.

(AFP/felt)
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