Fall Khashoggi Erdogan kündigt Details zur Ermordung des saudischen Journalisten an

Istanbul/Riad · Recep Tayyip Erdogan will am Morgen eine Erklärung zum Tod des Journalisten Jamal Khashoggi abgeben. Der türkische Präsident kündigte Details zu einem “monströs geplanten” Mord an. Aus den USA reist die CIA-Chefin Gina Haspel an.

Drei Wochen nach dem mutmaßlichen Mord am saudischen Journalisten Jamal Khashoggi wird der türkische Staatspräsident an diesem Dienstag eine ausführliche Erklärung zu der Gewalttat abgeben. Dabei will Recep Tayyip Erdogan nach eigenen Worten „ins Detail gehen“. Auf einem Treffen seiner AK-Partei werde er alles Notwendige darlegen, kündigte das Staatsoberhaupt an. Am Montag hatte ein AKP-Sprecher die Darstellung des Königreichs zurückgewiesen, die den Tod Khashoggis im saudiarabischen Konsulat in Istanbul als Versehen darstellte. Es handle sich um einen komplizierten Mord, der "monströs geplant" gewesen sei, so der Parteisprecher.

Auch die USA sind an einer Klärung weiter interessiert. Nach einem Bericht der „Washington Post“ machte sich CIA-Chefin Gina Haspel am Montag auf den Weg in die Türkei. Demnach ist die größte Sorge Washingtons, dass Erdogans Enthüllungen den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman als engen Verbündeten der Regierung Trumps schwer belasten könnten.

Khashoggi verschwand am 2. Oktober bei einem Besuch des saudiarabischen Konsulats in Istanbul . Saudi-Arabien wies wochenlang den Verdacht zurück, der Regierungskritiker sei dort getötet worden. Erst vor wenigen Tagen räumte das Land den Tod des Journalisten ein, stellte die Tötung aber als Folge einer eskalierten Schlägerei dar. Wo sich Khashoggis Leiche befindet, wisse die Führung in Riad nicht, sagte Außenminister Adel al-Dschubair. Türkische Ermittler gehen nach Medienberichten davon aus, dass Khashoggi von einem aus Saudi-Arabien angereisten 15-köpfigen Kommando im Konsulat gefoltert, ermordet und zerstückelt wurde.

US-Präsident Donald Trump hält die offizielle Erklärung Saudi-Arabiens nach wie vor für unzureichend und kündigte an: „Wir werden der Sache auf den Grund gehen.“ Später sagte er der Zeitung „USA Today“, der saudische Kronprinz habe ihm versichert, dass weder er noch König Salman in die Sache verwickelt seien. Sollte sich das Gegenteil herausstellen, wäre er sehr verärgert. Der Fall Khashoggi sehe für ihn aus wie ein „schiefgelaufenes Komplott“.

Durch den Kriminalfall Khashoggi ist die internationale Investorenkonferenz in Riad in den Fokus geraten. Etliche Konferenzgäste ab, darunter Siemens-Chef Joe Kaeser, der Großinvestor Richard Branson und der Chef der Großbank HSBC, John Flint sagten ab. Auch die Chefin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde, und US-Finanzminister Steven Mnuchin bleiben dem Treffen fern. Mnuchin traf sich jedoch am Montag in Riad mit Kronprinz Mohammed bin Salman.

Angesichts neuer Details über den Tod des Regimekritikers hatte die Bundesregierung den saudischen Botschafter zu einem „zeitnahen“ Gespräch gebeten, um ihm die deutsche Position zu verdeutlichen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte zuvor weitere Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien vorerst ausgeschlossen.

Der frühere Grünen-Chef Cem Özdemir sagte der „Passauer Neuen Presse“ unterdessen, eine nur vorübergehende Einstellung deutscher Rüstungsexporte reiche nicht aus. „Lieber sollten wir Konventionalstrafe für gestoppte Waffenlieferungen zahlen, als dass wir weiterhin das Regime in Saudi-Arabien unterstützen, das im Nachbarland Jemen einen verbrecherischen Krieg führt.“

Der CDU-Außenexperte Elmar Brok wertete die Nachrichten zur Tötung Khashoggis als besorgniserregend. „Wir sollten deshalb rechtlich prüfen, ob eine Video-Überwachung der Botschaft und der saudischen Konsulate in Deutschland möglich ist, um im Ernstfall zu wissen, was dort passiert“, sagte er der „Bild“-Zeitung.

(juju/dpa/rtr)
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