Zivilisten bei Anschlag auf beliebtes Lokal getötet Entsetzen über Taliban-Angriff auf Ausländer in Kabul

Kabul · Der bislang tödlichste Taliban-Angriff auf ausländische Zivilisten in Afghanistan hat weltweit Entsetzen ausgelöst. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte am Samstag einen "abscheulichen Bruch internationaler Menschenrechte".

Tote bei Anschlag auf Restaurant in Kabul
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Tote bei Anschlag auf Restaurant in Kabul

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Die Vereinten Nationen blieben aber ihrer Aufgabe verpflichtet, "für Frieden, Stabilität und Entwicklung in Afghanistan zu arbeiten". Auch die USA und die EU verurteilten den Anschlag mit 24 Toten, darunter 13 Ausländer. Deutsche waren offenbar nicht unter den Opfern.

Unter den Todesopfern waren vier UN-Mitarbeiter. Dabei handelte es sich um einen US-Bürger somalischer Herkunft, einen Pakistaner, einen Libanesen und einen Russen. Ferner wurden zwei weitere US-Bürger, zwei Briten, zwei Kanadier, eine Dänin sowie ein ranghoher libanesischer Repräsentant des Internationalen Währungsfonds (IWF) getötet. Mehrere der Opfer arbeiteten für die EU-Polizeimission EUPOL sowie an der Amerikanischen Universität von Kabul.

Es könne keine Rechtfertigung für die Tötung unschuldiger Zivilisten geben, die sich täglich für eine bessere Zukunft des Landes einsetzten, erklärte US-Regierungssprecher Jay Carney am Samstag. Auch der afghanische Präsident Hamid Karsai verurteilte das Attentat und rief die US-geführten Nato-Truppen auf, "den Terrorismus zu bekämpfen".

Es gebe "keine Anhaltspunkte", dass auch Deutsche betroffen seien, hieß es am Samstagnachmittag aus dem Auswärtigen Amt. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) äußerte sich bestürzt über die "feige" Tat. Ähnlich äußerte sich die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton.

"Überall war Blut"

Nach Angaben des afghanischen Innenministeriums wurde der Anschlag am Freitagabend auf das bei Ausländern beliebte "Taverna du Liban" verübt. Ein Attentäter sprengte sich vor dem gut gesicherten Eingang in die Luft, zwei weitere stürmten in das gut besuchte Lokal und schossen wahllos um sich. Auch der libanesische Besitzer des Restaurants wurde getötet, als er sich mit einer Waffe den Angreifern in den Weg stellte. Afghanische Soldaten töteten schließlich alle drei Attentäter.

Augenzeugen berichteten von furchtbaren Szenen. "Ein Mann kam schreiend durch die Tür und fing sofort an zu schießen, einer meiner Kollegen wurde getroffen", sagte der Koch Abdul Madschid. "Ich rannte auf das Dach und sprang auf das Nachbargrundstück". Sein Kollege Atikullah konnte durch die Hintertür flüchten, musste aber später zur Identifizierung der Leichen in das Lokal zurück: "Überall war Blut, auf den Tischen, auf den Stühlen. Die Angreifer müssen ihre Opfer aus nächster Nähe erschossen haben."

Es war der verheerendste Anschlag auf ausländische Vertreter in Afghanistan, seit die Taliban Ende 2001 von der Macht in Kabul vertrieben worden waren. Ein Sprecher der Islamisten sagte, der Anschlag sei die Vergeltung für einen kürzlichen US-Luftangriff in der Provinz Parwan mit zahlreichen zivilen Opfern.

Afghanistan steht ein schweres Jahr bevor: Die internationalen Kampftruppen sollen das Land bis Ende 2014 verlassen, anschließend sind nur noch Ausbildungs- und Unterstützungseinsätze vorgesehen. Die Taliban versuchen schon jetzt, die im April anstehenden Präsidentschaftswahl zu sabotieren.

(AFP)
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