Streit um Westsahara Algerien droht Spanien mit Gas-Lieferstopp

Algier · Energieabhängigkeit von Afrika: Wegen eines Streits mit dem Nachbarland Marokko hat Algerien am Mittwoch Spanien mit der Unterbrechung seiner Gas-Lieferungen gedroht. Dabei geht es auch um einen Konflikt um die Westsahara.

 Der spanische Ministerpräsident Pedro Sanchez (2.v.l.) mit dem marokkanischen König Mohammed VI. (M.) Anfang April in Marokko.

Der spanische Ministerpräsident Pedro Sanchez (2.v.l.) mit dem marokkanischen König Mohammed VI. (M.) Anfang April in Marokko.

Foto: dpa/-

Das Energieministerium in Algiers warnte die spanische Regierung in Madrid am Mittwoch davor, algerisches Gas entgegen der Verträge an andere Länder weiterzuleiten. Spanien hatte angedeutet, es könne Marokko mit Gas versorgen.

Algeriens staatlicher Energieriese Sonatrach deckte 2021 mehr als 40 Prozent der spanischen Erdgasimporte. Der größte Teil davon fließt durch die 750 Kilometer lange Medgaz-Tiefwasserpipeline. Außerdem betrieb Algerien noch die Gaz-Maghreb-Europe-Pipeline (GME) durch Marokko.

Den Betrieb der GME-Pipeline stellte Algerien jedoch im November ein, um das Nachbarland von der Versorgung abzuschneiden. Zwischen Algiers und Rabat gibt es seit Monaten Spannungen, die insbesondere auf den Konflikt um die Westsahara zurückgehen. Algeriens Energieminister Mohamed Arkab erklärte nun, sein spanischer Amtskollege habe ihn darüber informiert, dass Madrid den Betrieb der GME-Pipeline in umgekehrter Richtung genehmigen werde.

Jede Weiterleitung von „nach Spanien geliefertem algerischem Erdgas, dessen Bestimmungsort kein anderer als der in den Verträgen vorgesehene ist, wird als Verletzung der vertraglichen Verpflichtungen angesehen“, erklärte der Minister. Dies könne „zur Kündigung des Vertrags zwischen Sonatrach und seinen spanischen Kunden führen“.

Seit 1976 hält Marokko große Teile der an Mauretanien und Algerien angrenzenden Westsahara besetzt. Zuvor war der Landstrich von Spanien annektiert. Bislang hatte sich die ehemalige Kolonialmacht für die Unabhängigkeit Westsaharas ausgesprochen. Mitte März verkündete die spanische Regierung jedoch überraschend, das Gebiet könne eine autonome Provinz unter marokkanischer Souveränität werden - ganz so, wie Marokko es fordert.

Menschenrechtler werfen Marokko Vergehen gegen die Bevölkerung in Westsahara vor. Die in der Westsahara lebenden Sahrauis fordern seit Jahrzehnten, dass ein Referendum über die Unabhängigkeit Westsaharas abgehalten wird, wie es die Vereinten Nationen ihnen 1991 versprochen hatten. Die von Algerien unterstützte Befreiungsbewegung Polisario kämpft seit 2020 gegen die marokkanische Armee.

Die 266.000 Quadratkilometer große Westsahara ist reich an Rohstoffen, vor allem an Phosphat, das für die Herstellung von Düngemitteln benötigt wird. Zudem liegen vor der Küste reiche Fischereigründe - auch die EU importiert durch Handelsabkommen mit Marokko Fisch von hier. Zusätzlich werden in den Gebieten Öl- und Gasvorkommen vermutet.

Dass sich europäische Staaten mit Kritik an Marokko zurückhalten, liegt auch daran, dass die Regierung in Rabat bei der Abwehr von Flüchtlingen und Migranten als Türsteher der EU fungiert.

(peng/AFP/epd)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort