Richterin verlässt Anhörung Eklat bei Timoschenko-Verfahren

Kiew · Die erste Anhörung im Berufungsverfahren der inhaftierten ukrainischen Oppositionsführerin Julia Timoschenko ist am Donnerstag mit einem Eklat zu Ende gegangen. Richterin Jelena Sitajlo kehrte nach einer von ihr erklärten "technischen Unterbrechung" nicht mehr in den Gerichtssaal zurück.

Sie habe einen Schwächeanfall erlitten und benötige medizinische Hilfe, berichtete ein Korrespondent der Nachrichtenagentur Unian. Was dies für den Fortgang des Verfahrens bedeutet, blieb zunächst unklar. Zuvor hatte Sitajlo in der Anhörung einen Antrag der Verteidigung auf Einstellung des Verfahrens abgelehnt.

Timoschenkos Anwalt Sergei Wlasenko beantragte zudem die sofortige Freilassung seiner Mandantin. Er begründete das Ersuchen mit dem schlechten Gesundheitszustand der Inhaftierten. Die 51-Jährige, die an starken Rückenschmerzen leidet, müsse voraussichtlich operiert werden.

In der Anhörung ging es in erster Linie um verfahrenstechnische Fragen. Die eigentliche Berufungsverhandlung soll am 13. Dezember beginnen. In erster Instanz hatte ein Bezirksgericht die ehemalige Regierungschefin zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Sie soll beim Abschluss eines für die Ukraine ungünstigen Gas-Liefervertrages mit Russland ihr Amt missbraucht haben.

Die Europäische Union wertet das gesamte Verfahren als politisch motiviert. Die Unterzeichnung eines Assoziierungsabkommens mit der Ukraine macht Brüssel von der Freilassung Timoschenkos und rechtsstaatlichen Reformen in dem osteuropäischen Land abhängig.

Wegweisende Bedeutung hat in diesem Zusammenhang der EU-Ukraine-Gipfel, der für den 19. Dezember in Kiew geplant ist. Am Donnerstag empfahl das Europaparlament in Straßburg, die Arbeiten an dem Assoziierungsvertrag in diesem Jahr abzuschließen und 2012 zu unterzeichnen. Zugleich forderten die Abgeordneten demokratische Reformen in der Ukraine.

(APD)
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