Größter Agentenaustausch seit Kaltem Krieg Eine Geste der Eintracht

Washington/Moskau (RPO). Heute hat er stattgefunden, der Agentenaustausch zwischen den USA und Russland. Zehn mutmaßliche Spione gegen vier. Es ist ein Zeichen, dass beide Länder ihre inzwischen engeren Beziehungen fortsetzen wollen. Und dennoch weckt dies Erinnerungen an den Kalten Krieg. Schon damals gab es spektakuläre Austauschaktionen zwischen den USA und Russland.

Die Agentenaustausch-Aktionen zwischen den USA und Russland
Infos

Die Agentenaustausch-Aktionen zwischen den USA und Russland

Infos
Foto: AFP

Es ist gerade einmal eine Woche her, als in den USA der mutmaßliche Spionagering aufgehoben wurde. Zehn Männer und Frauen wurden festgenommen unter dem Verdacht, für Russland spioniert zu haben. Einem elften gelang die Flucht.

Schon schienen sich die Beziehungen zwischen Moskau und Washington zu verschlechtern. Denn die russische Regierung hatte zunächst verärgert auf die Aktion reagiert und sie als unbegründet abgetan.

Schuldig bekannt

Doch nun ist alles anders. Denn es gibt einen Deal zwischen den beiden Staaten. Die zehn Gefangenen gaben vor einem Gericht zu, als Spione für Russland in den USA tätig gewesen zu sein - und werden nun ausgewiesen. Im Gegenzug entlässt Moskau vier mutmaßliche westliche Agenten aus dem Gefängnis. Auch diese bekannten sich schuldig - in einem Gnadengesuch an den russischen Präsidenten Dimitri Medwedew.

Nun war Wien der Dreh- und Angelpunkt des spektakulären Austauschs. Die zehn Spione wurden am Freitag in Wien Vertretern Russlands übergeben. Kurz darauf hob eine russische Maschine mit ihnen vom Flughafen Wien ab. Es wurde angenommen, dass das Flugzeug Moskau zum Ziel hat. CNN.com meldete, ein Jet habe am Donnerstagabend mit den Agenten den New Yorker Flughafen LaGuardia verlassen, begleitet von US-Marshalls.

Die "New York Times" vermeldet, dass die vier mutmaßlich westlichen Agenten, am Morgen vom Flughafen Moskau gestartet seien und ebenfalls zunächst in Wien landen sollten. Auch die US-Maschine hob nur Minuten nach der russischen Maschine ab. Nicht klar war, ob an Bord die vier Begnadigten waren.

Und nicht nur die Spione waren an Bord der amerikanischen Maschine sein, sondern wohl auch die Mehrzahl ihrer Kinder. Das hatte der Anwalt der Spionin Vicky Pelaez erklärt. Lediglich ihr Sohn bleibe wohl in den USA. Aber auch Pelaez selbst will nicht lange in Russland bleiben, sie will in ihre Heimat Peru zurückkehren. In die USA dürfen die zehn nicht mehr.

Glienicker Brücke als Symbol

Während Wien wohl heute Schausplatz der spektakulären Aktion ist, war es vor einigen Jahrzehnten noch das geteilte Deutschland. Damals herrschte der Kalte Krieg. Atomares Wettrüsten und tiefes Misstrauen auf beiden Seiten beherrschte die Lage. Dass Agenten auf beiden Seiten tätig waren, war an der Tagesordnung. Und so kam es auch damals immer wieder zu Austauschaktionen. Und das meist auf der Glienicker Brücke, die den Übergang zwischen dem damaligen West-Berlin und Potsdam markierte.

Der wohl größte Austausch fand am 11. Juni 1985 statt. Damals wurden 25 CIA-Spione gegen vier Ost-Agenten ausgetauscht. Ein Jahr später gab es erneut einen Austausch: diesmal ein sowjetischer Bürgerrechtler gegen sechs Ost-Agenten.

Zwar ist der Kalte Krieg vorbei, doch das Misstrauen auf beiden Seiten scheint noch nicht ganz gewichen zu sein. Die zehn Spione, die nach eigenen Angaben aus den USA, Kanada, Peru und Russland stammen, sollen schon über jahrzehnte für Moskau spioniert haben. Und auch auf der anderen Seite scheint es Agenten zu geben.

Neuer Wind seit Start-Abkommen

Was davon wirklich wahr ist, mag kaum einer einschätzen. Doch schon der Austausch selbst gibt Indizien dafür, dass sowohl Moskau als auch die USA indirekt zugeben, dass es tatsächlich noch Spione gibt. Dabei beginnt sich das Klima zwischen den beiden Ländern gerade zu verbessern.

So etwa in Hinsicht Atomwaffen. Mit dem Start-Abkommen haben sich beide Seiten dazu verpflichtet, aktiv Abrüstung zu betreiben. Das Abkommen galt als Meilenstein und als Ende der Eiszeit zwischen den beiden Staaten. Dass nun so schnell ein Austausch zustande kommt, ist ein weiteres Zeichen dafür, dass sich sowohl Moskau als auch Washington darum bemühen, diese Eiszeit nicht wieder aufleben zu lassen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort