Sozialistischer Wahlhelfer erschossen Ein Toter bei Parlamentswahl in Albanien

Tirana · Im einst erzkommunistischen Albanien finden Parlamentswahlen statt, die zukunftsweisend sein könnten. Schließlich liebäugeln Politiker des armen Landes mit einem EU-Beitritt. Eine Schießerei vor einem Wahllokal überschattet jedoch den Weg hin zu mehr Demokratie.

 Sali Berisha ist Albaniens Premier und siegesgewiss.

Sali Berisha ist Albaniens Premier und siegesgewiss.

Foto: dpa, Armando Babani

Die Parlamentswahl in Albanien ist am Sonntag von einem tödlichen Zwischenfall überschattet worden. Bei einer Schießerei nahe einem Wallokal in dem Ort Lac, 60 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Tirana, kam ein Mensch ums Leben. Zwei weitere wurden verletzt, wie die Polizei mitteilte.

Den Angaben zufolge war ein 53-Jähriger unweit des Wahllokals mit einem Kandidaten der bisherigen Regierungspartei in Streit geraten. Beim anschließenden Schusswechsel wurde er getötet, der Kandidat und ein weiterer Mann erlitten Verletzungen. Staatspräsident Bujar Nishani rief zu Ruhe und Besonnenheit auf. Der Botschafter der Europäischen Union in Tirana, Ettore Sequi, verurteilte die Tat.

Meinungsumfragen zufolge dürfte die Wahl sehr knapp ausgehen, was offenbar die Stimmung zwischen Anhängern der verschiedenen Parteien aufheizte. Der rechtskonservative Ministerpräsident Sali Berisha strebt ein drittes Regierungsmandat an. Meinungsumfragen deuteten jedoch auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen seiner Partei und der seines sozialistischen Herausforderers Edi Rama hin. "Ich bitte um Ruhe und Reife", appellierte Staatspräsident Nishani an die Wähler. "Es ist wahr, dass wir verschiedene Parteien wählen, wir sind aber eine Nation."

Gut drei Millionen wahlberechtigte Albaner sind dazu aufgerufen, bei den achten landesweiten Wahlen seit dem Ende des Kommunismus im Jahr 1990 ihre Stimmen abzugeben. Die Spitzenkandidaten beider großer Parteien haben versprochen, das Leben der Bürger zu verbessern, Kriminalität und Korruption zu bekämpfen sowie das arme Balkanland in die EU zu führen.

Doch EU-Botschafter Sequi dämpfte nach dem tödlichen Vorfall diese Ambitionen. "Ich möchte Ihnen etwas sehr deutlich sagen: Zu den internationalen und europäischen Standards für Wahlen gehört auch die Verurteilung von Gewalt."

Brüssel zeigt sich bislang skeptisch gegenüber dem Ansinnen Albaniens, in die EU eintreten zu wollen. Die EU verlangt zunächst umfassendere demokratische Reformen und eine funktionierende staatliche Wahlkommission. Die Wahl gilt nicht zuletzt als entscheidender Test für die demokratische Reife des Landes. 400 internationale und 8000 nationale Wahlbeobachter überwachen den Urnengang.

Wegen des anhaltenden Streits um die Besetzung der Wahlkommission blieb zunächst unklar, wann die Ergebnisse veröffentlicht werden.

Nach dem Gesetz müssen sie jedoch innerhalb von drei Tagen nach der Wahl bekanntgegeben werden. Die Wahllokale sollten am Sonntagabend schließen.

(dpa/nbe)
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