Anhänger und Gegner von Mursi Ein Toter bei Gewalt in Kairo

Kairo · Bei Auseinandersetzungen zwischen Anhängern und Gegnern des gestürzten ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi ist in Kairo ein Mensch getötet worden. Außerdem seien bei den Krawallen in der Nacht zum Mittwoch mindestens zehn Menschen verletzt worden, sagten Sicherheitskräfte der Nachrichtenagentur AFP. Die USA forderten die ägyptische Übergangsregierung auf, das Demonstrationsrecht von Islamisten zu achten.

Mursi-Anhänger waren am Dienstag von ihrem Protestcamp am Nahda-Platz zu einer Demonstration aufgebrochen. Im Stadtteil Gizeh begannen dann Bewohner, die islamistischen Demonstranten mit Steinen zu bewerfen. Die Situation sei eskaliert, beide Seiten hätten mit Schrotkugeln aufeinander geschossen, sagten Sicherheitskräfte. Außerdem wurden die Scheiben eines Kaufhauses eingeschlagen, das im Besitz von Islamisten ist.

Zuvor hatte die Polizei in einem anderen Kairoer Stadtteil Tränengas eingesetzt, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten. Damit wollten sie gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Anwohnern und Mursi-Anhängern auflösen. Mursis Anhänger demonstrierten zudem vor mehreren Ministerien. Auch in Alexandria fand ein Protestmarsch der Islamisten statt.

Seit Mursis Sturz am 3. Juli wurden bei gewaltsamen Zusammenstößen zwischen ägyptischen Sicherheitskräften und den Islamisten sowie bei Auseinandersetzungen zwischen Mursi-Anhängern und -Gegnern mehr als 250 Menschen getötet.

Derzeit ist die Lage besonders angespannt, da erwartet wird, dass die Sicherheitskräfte die beiden Protestlager der Mursi-Anhänger in Kairo bald räumen. Beobachter im In- und Ausland befürchten daher ein Blutbad. Die Islamisten zeigten sich weiter unbeugsam. Sie wollen ihre Proteste erst beenden, wenn Mursi wieder in sein Amt eingesetzt wird. "Die revolutionären Aktionen gegen den Putsch werden fortgesetzt", sagte der Sprecher der Muslimbrüder, Farid Ismail, am Dienstag.

Auf dem Rabaa-al-Adawija-Platz, wo sich das größere der beiden Protestcamps befindet, verstärkten Dutzende Freiwillige die Barrikaden mit Ziegeln und Sandsäcken. Die Regierung wirft den Islamisten vor, in den Protestcamps Frauen und Kinder als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen.

Die US-Regierung forderte die neue Staatsführung in Ägypten auf, ihre Kritiker ungehindert demonstrieren zu lassen und damit weiteres Blutvergießen zu vermeiden. "Das ist ein grundlegendes Element, um den demokratischen Prozess voranzubringen", sagte US-Außenamtssprecherin Marie Harf am Dienstag in Washington.

(AFP)
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