Chinesin Li Xue ist die zweite Tochter Ein Leben ohne offizielle Identität

Peking · Die chinesische Ein-Kind-Politik ist umstritten, aber nach Medienberichten könnte die Regierung eine Lockerung der strengen Regel planen. Das dürfte auch der Chinesin Li Xue Hoffnungen machen. Denn die 20-Jährige hat keine offizielle Identität – weil sie das zweite Kind ihrer Eltern ist.

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Die chinesische Ein-Kind-Politik ist umstritten, aber nach Medienberichten könnte die Regierung eine Lockerung der strengen Regel planen. Das dürfte auch der Chinesin Li Xue Hoffnungen machen. Denn die 20-Jährige hat keine offizielle Identität — weil sie das zweite Kind ihrer Eltern ist.

Sie durfte nie in die Schule, hat kein Recht auf medizinische Versorgung. Nur dank ihrer Familie kann Li Xue ihr Leben einigermaßen leben. Das Mädchen, das der US-Sender CNN in China getroffen hat, liebt das Lernen und Studieren, hat inzwischen sogar einen Blog auf der chinesischen Twitter-Variante Weibo eröffnet. Mit der Bibliothekskarte ihrer Schwester leiht sie sich Bücher aus und hofft, dass diese ihr ab und zu eine Unterrichtsstunde gibt.

"Ich möchte so viel lernen wie meine Schwester", sagt die 20-Jährige CNN. "Aber es ist ein Unterschied, weil sie zur Schule gehen kann und ich nicht." Eifersüchtig sei sie aber nicht auf ihre Schwester, nur dankbar, dass sie ihr ab und zu etwas beibringe.

Vorsorge fürs Alter

Es ist ein Leben am Rande der Legalität. Um sich Medizin zu kaufen, wenn sie krank ist, nutzt sie etwa die Ausweise ihrer Mutter und ihrer Schwester, schreibt CNN auf seiner Webseite. Ihre Mutter, Bai Xiuling, sagte dem Sender, dass Li immer gefragt habe, warum sie nicht zur Schule gehen könne, wenn es doch alle anderen auch täten. "Und ich hatte keine Ahnung, was ich ihr antworten sollte außer immer wieder zu wiederholen, dass sie das zweite Kind ist."

Schwanger wurde Bai Xiuling 1993. Und da ihr Bein durch eine Krankheit zerstört wurde, wollte sie dieses zweite Kind unbedingt haben, damit sie sich im Alter um sie kümmern könnten. Genau so, wie es viele ältere Chinesen machen. Die Möglichkeit, sich Lis Identität zu kaufen, war für die Familie finanziell nicht machbar, schreibt CNN. Also musste Li ohne Papiere aufwachsen, immer in der Hoffnung, dass sich an der Politik etwas ändern würde.

Von der Polizei drangsaliert

Die Eltern unternahmen nach dem Bericht auch einiges, um ihrer Tochter ein legales Leben zu ermöglichen. Sie schrieben lokalen und nationalen Politikern, versuchten es auf dem legalen Wege. Aber stattdessen seien sie von der Polizei drangsaliert worden. "Li Xues Vater und ich wurden im Jahr 2001 brutal geschlagen", erzählt die Mutter. Fast zwei Monate habe sie das Bett nicht verlassen können, die große Tochter habe sich um sie kümmern müssen.

Im September hat die Familie zumindest erfahren, dass ihr Fall von einem Pekinger Gericht angehört wurde. Die Entscheidung dürfte bald verkündet werden, doch wirklich optimistisch ist die Familie nicht. Immerhin, Li sagt, sie wolle nicht aufgeben, auch wenn sie manchmal Zweifel habe. Und was sie werden will, wenn sie doch einmal offiziell studieren kann, das weiß sie auch schon: Anwältin.

(das)
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