Prozess gegen Ex-Politstar Bo Xilai Ehefrau berichtet von teuren Geschenken

Jinan · Eine Luxusvilla in Südfrankreich, teure Auslandsflüge, ein Segway-Scooter für den Sohn: Bo Xilais Familie hat laut Ehefrau Gu teure Geschenke angenommen. Doch der wegen Korruption angeklagte frühere Spitzenpolitiker streitet alles ab.

Im Korruptionsprozess gegen den früheren chinesischen Spitzenpolitiker Bo Xilai hat dessen Ehefrau ihren Mann schwer belastet.

In ihrer Zeugenaussage, die Freitag auf Video abgespielt wurde, sagte Gu Kailai aus, ein befreundeter Geschäftsmann habe ihrer Familie viele teure Geschenke gemacht - darunter eine Villa bei Nizza im Wert von umgerechnet 2,25 Millionen Euro, Flugtickets ins Ausland sowie teure Abendessen und einen Segway-Scooter für ihren Sohn.

Gu ist selbst wegen Mordes zum Tode verurteilt. Die Strafe wird vermutlich in lebenslange Haft umgewandelt. Die versuchte Vertuschung des Giftmords an dem britischen Geschäftsmann Neil Heywood hatte den Skandal ins Rollen gebracht.

Bo zog seinerseits die Glaubwürdigkeit seiner Frau in Zweifel und deutete an, sie sei geistesgestört. Den besagten Geschäftsmann, Xu Ming, kenne er nur flüchtig. Von möglichen Geschenken an seine Frau und seinen Sohn habe er nichts mitbekommen.

Laut Anklage soll Bo in seiner Zeit als Bürgermeister der ostchinesischen Stadt Dalian zwischen 1999 und 2012 mehr als 20 Millionen Yuan (2,5 Millionen Euro) Bestechungsgeld angenommen haben - was er vor zum Prozessauftakt Gericht bestritten hat.

Für westliche Beobachter ein Schauprozess

Das Verfahren gegen den ehemaligen Politstar, der auf dem Sprung in den engsten Machtzirkel der kommunistischen Führung war, gilt westlichen Beobachtern als Schauprozess und eine Verurteilung wegen Korruption und Amtsmissbrauchs als sicher.

Der 64-Jährige war zuletzt Parteichef der Metropole Chongqing. Vor Prozessbeginn war Bo 16 Monate lang nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen worden. Am ersten Tag hatte er ein Teilgeständnis widerrufen und gesagt, er sei von Ermittlern der Kommunistischen Partei gezwungen worden, die Annahme von Zahlungen von Tang Xiaolin zu gestehen, dem Chef eines internationalen Unternehmens für Entwicklungszusammenarbeit.

Ehefrau Gu sagte indes in dem Verhörvideo, sie sei nicht von den Ermittlern unter Druck gesetzt worden. Sie berichtete, dass sie geplant habe, die Villa bei Nizza über eine Firma zu kaufen, um die Eigentumsverhältnisse zu verschleiern und Steuerzahlungen zu umgehen.

Sie sollte demnach vermietet werden, um ihrem Sohn Bo Guagua ein regelmäßiges Einkommen zu verschaffen. "Diese Idee fand Unterstützung bei Bo Xilai", sagte sie. Er sei über den Immobiliendeal stets im Bilde gewesen.

Kein Zutritt für ausländische Journalisten

Zu ihrem Motiv für den Mord an Heywood ließ sich Gu ebenfalls ein. Dieser habe sie zur Zahlung eines Entgelts gedrängt und deswegen auch ihren Sohn bedroht. Sie habe befürchtet, dieser könne entführt und getötet werden.

Das Gericht verwehrt ausländischen Journalisten den Zutritt, informiert aber überraschend ausführlich über ein soziales Netzwerk im Internet über das Prozessgeschehen. Die Kurzmitteilungen über den populären Dienst Sina Weibo sind derzeit für zahlreiche Medien die wichtigste Quelle.

Am Donnerstag, dem ersten Prozesstag, verschickte das Gericht in der Stadt Jinan insgesamt 59 Kurznachrichten. Die Follower-Zahlen des Kontos stiegen rapide: von 70.000 auf 300.000. Manche Nachrichten wurden weltweit zehntausendfach weitergeleitet. Sogar Fotos verschickte das Gericht.

Zhang Zhi'an, ein Journalismus-Professor in der südchinesischen Stadt Guangzhou, hält die Nutzung sozialer Netzwerke für einen cleveren Schachzug. So erwecke die Justiz den Anschein von Öffentlichkeit, doch im Hintergrund werde dennoch alles gesteuert.

(ap)
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