Ex-NSA-Mitarbeiter gibt erneut ein Interview Snowden sieht seine Mission "schon erfüllt"

Washington · Der ehemalige US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden hat nach eigenen Worten mit den Enthüllungen über die umfassenden Datensammlungen der NSA sein Ziel erreicht.

Die Chronologie des Falles "Edward Snowden"
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Die Chronologie des Falles „Edward Snowden“

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"Für mich ist die Mission, was persönliche Befriedigung angeht, schon erfüllt", sagte Snowden in einem Interview mit der US-Zeitung "Washington Post". "Ich habe schon gewonnen", fügte der IT-Spezialist hinzu. Sobald die von mit ihm mit Informationen über das Vorgehen des US-Geheimdienstes NSA versorgten Journalisten ans Werk gegangen seien, seien seine Absichten verwirklicht worden.

Zu seinen Beweggründen sagte Snowden in dem Interview, er habe nicht die Gesellschaft verändern wollen. "Ich wollte der Gesellschaft die Möglichkeit geben zu entscheiden, ob sie sich selbst ändern will." Schließlich habe die Kontrolle der NSA auf jeder Ebene versagt.

Den Vorwurf der Illoyalität wies der 30-Jährige zurück: "Ich versuche nicht, die NSA niederzumachen, ich setze mich dafür ein, die NSA zu verbessern." So gesehen arbeite er selbst jetzt noch für den US-Geheimdienst. "Sie sind die einzigen, die das nicht verstehen", fügte Snowden hinzu.

Zweitägiges Gespräch in Moskau

Das Interview führte der "Washington Post"-Reporter Barton Gellman, dem Snowden NSA-Unterlagen zur Veröffentlichung hatte zukommen lassen. Während des zweitägigen Gesprächs in Moskau sei Snowden "entspannt und munter" gewesen, berichtete Gellman.

Der IT-Spezialist Snowden war als Angestellter des Beratungsunternehmens Booz Allen Hamilton für die NSA tätig und hatte Zugriff auf vertrauliche Informationen über die Spähprogramme des Geheimdienstes. Ende Mai setzte er sich mit den Geheimdokumenten von seinem damaligen Dienstort Hawaii in die chinesische Sonderverwaltungszone Hongkong ab.

Dort begann er Anfang Juni damit, Unterlagen über die systematische Überwachung des Internets und das Ausspähen von Telefonverbindungen an die US-Zeitung "Washington Post", den britischen "Guardian" und andere Medien weiterzugeben.

Die Enthüllungen über die Überwachungsaktivitäten sorgten weltweit für Empörung. Die US-Justiz erließ gegen Snowden einen internationalen Haftbefehl wegen Spionage. Er floh nach Russland. Am 1. August gewährte ihm Moskau vorläufig für ein Jahr Asyl.

Infolge der Enthüllungen arbeitete in den USA ein Expertengremium für eine Eindämmung der Geheimdienstaktivitäten aus. US-Präsident Barack Obama sagte am Freitag eine sorgfältige Prüfung der Reformvorschläge zu. In den kommenden Wochen werde er die Empfehlungen bewerten und im Januar "ziemlich definitive" Aussagen über eine Umsetzung machen. Snowden warf der Präsident unterdessen vor, seinem Land mit seinen Enthüllungen "unnötigen Schaden" zugefügt zu haben.

(AFP)
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