Ex-Diktator "Baby Doc" Duvalier will beim Wiederaufbau Haitis helfen

Port-au-Prince (RPO). Der frühere haitianische Diktator Jean-Claude "Baby Doc" Duvalier will seinem Heimatland nach dem schweren Erdbeben vor einem Jahr beim Wiederaufbau helfen. Das sagte er in einer öffentlichen Stellungnahme am Freitag. Es war die längste Rede seit seiner überraschenden Rückkehr aus fast 25-jährigem Exil vor einer Woche.

Schwere Krawalle nach Wahlen in Haiti
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Mit leiser Stimme und ohne Fragen zu beantworten erklärte Duvalier zudem, er sei bereit, sich der Untersuchung mutmaßlicher Verbrechen während seiner Amtszeit als Präsident zu stellen. "Als ich entschieden habe, nach Haiti zurückzukehren, um den traurigen Jahrestag (des Erdbebens) mit euch zu begehen, war ich auf jede Art der Verfolgung vorbereitet", sagte Duvalier. "Aber ich glaube, dass der Wunsch, an eurer Seite für den nationalen Wiederaufbau zu arbeiten, alle möglichen Schikanen überwiegt."

Nachdem mehrere Restaurants und Hotel abgelehnt hatten, Duvalier einen Raum für seinen Auftritt zur Verfügung zu stellen, hielt der ehemalige Diktator seine Rede vor Journalisten in einem Ferienhaus in den Hügeln über der Hauptstadt Port-au-Prince.

Der 59-Jährige war am vergangenen Sonntag überraschend in sein Heimatland zurückgekehrt. Die haitianische Justiz ermittelt gegen Duvalier wegen Korruption, Unterschlagung, Folter, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und weiteren Vorwürfen.

Spekulationen über Duvaliers Motive

Seine Rückkehr sorgte in der vergangenen Woche für Spekulationen über seine Motive. Es hieß, er wolle Zugang zu seinen eingefrorenen Bankkonten in der Schweiz erhalten. Andere mutmaßten, er sei schwer krank oder er solle im Auftrag des derzeitigen haitianischen Präsidenten Rene Préval, der USA oder Frankreich Einfluss auf die politische Situation nach der Wahl in Haiti nehmen.

Duvalier äußerte in seiner Rede Trauer über das Schicksal "meiner Landsleute, die sich - richtigerweise - als Opfer meiner Regierung verstehen." Im Stile Martin Luther Kings beendete Duvalier seine Rede mit den Worten, er träume von dem Tag an dem "alle haitianischen Kinder, Männer und Frauen, Alte und Junge, Reiche und Arme, aus dem Land und der Diaspora Hand in Hand der Wiedergeburt Haitis entgegen gehen können."

"Baby Doc" war nach dem Tod seines Vaters, Francois "Papa Doc" Duvalier, 1971 mit 19 Jahren an die Macht gekommen. Während seiner Amtszeit waren zahlreiche Oppositionelle gefoltert und ermordet worden. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte am Freitag, dass Duvalier mit der ganzen Härte des Gesetzes für die Verbrechen während seiner Herrschaft bestraft werden müsse. "Es gibt keine Verjährungsfrist für Verbrechen gegen die Menschlichkeit", sagte Mitarbeiter Gerardo Ducos. "Er muss im Land bleiben, solange die Ermittlungen dauern."

(apd/jre)
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