Obama sieht jungen Staat "am Abgrund" Dutzende Deutsche aus Südsudan evakuiert

Berlin/Juba · Angesichts der anhaltenden Kämpfe im Südsudan hat Deutschland dutzende Staatsangehörige ausgeflogen. Eine Bundeswehrmaschine sei am Freitagmorgen in der Hauptstadt Juba gelandet und habe 55 Menschen nach Entebbe in Uganda ausgeflogen, erklärte das Auswärtige Amt am Freitag in Berlin.

Nach dem Tod von drei indischen UN-Soldaten bei einem Angriff von Stammesangehörigen warnte US-Präsident Barack Obama, das Land stehe "am Abgrund". Die meisten der am Freitag von der Bundeswehr Ausgeflogenen waren deutsche Staatsangehörige, wie der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Martin Schäfer, sagte. Laut Außenamt wurden aber auch Franzosen, Schweizer und Niederländer mitgenommen. Um die Ausgeflogenen kümmerte sich die deutsche Botschaft in Uganda. Am Nachmittag war ein weiterer Evakuierungsflug nach Juba geplant.

Schäfer beschrieb die Lage im Südsudan als "äußerst schlecht". Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass sich der Konflikt auf das ganze Land ausdehnen werde. Der Krisenstab des Auswärtigen Amtes bemühe sich weiter, deutsche Bürger "aus der gefährlichen Situation in Juba" auszufliegen. Der deutsche Botschafter wird nach seinen Angaben zunächst im Südsudan bleiben, ebenso zwölf Bundeswehrsoldaten, die im Rahmen der UN-Mission UNMISS im Südsudan stationiert sind.

Auch die USA und Großbritannien brachten ihre Bürger in Sicherheit. Nach 150 ausgereisten Bürgern am Mittwoch verließen am Donnerstag dem Außenministerium zufolge noch einmal 130 US-Bürger den Krisenstaat. Zudem entsandte Washington "rund 45 Soldaten" zum Schutz von noch verbliebenen Mitbürgern, wie das Weiße Haus erklärte. London schickte nach Angaben des Außenministeriums am Freitag eine zweite Maschine nach Juba. Am Donnerstag hatte Großbritannien bereits 182 Menschen nach Uganda gebracht, davon 53 Briten.

Im Südsudan, der sich im Juli 2011 vom Sudan unabhängig erklärt hatte, toben seit vergangenem Sonntag schwere Kämpfe zwischen rivalisierenden Fraktionen der Armee. Dabei sollen hunderte Menschen getötet worden sein. Am Donnerstag rief der frühere Vizepräsident Riek Machar die Armee zum Sturz seines Rivalen, Staatschef Salva Kiir, auf. Machar gehört zu den Nuer, Kiir zu den Dinka. Der UNO zufolge wurde inzwischen an 14 verschiedenen Orten gekämpft, rund 34.000 Zivilisten flüchteten sich vor der Gewalt in UN-Stützpunkte.

Am Donnerstagabend waren bei einem Angriff von Angehörigen der Nuer auf einen UN-Stützpunkt drei indische UN-Blauhelmsoldaten getötet worden. Laut UNO hatten zuvor mehr als 30 Dinka Zuflucht in dem Lager der UNMISS in Akobo gesucht. Die UNMISS schickte am Freitag vier Hubschrauber nach Akobo im Bundesstaat Jonglei, um etwa 40 Blauhelme abzuziehen.

Obama erklärte, die Kämpfe zwischen verfeindeten Milizen drohten, den Südsudan "in die dunklen Tage seiner Vergangenheit zurückzuwerfen". Er forderte die Konfliktparteien zum Dialog und zur Kompromissbereitschaft auf.

Auf Anfrage des Südsudan schickte Uganda Soldaten nach Juba. Sie sollten dort dabei helfen, ugandische Bürger in Sicherheit zu bringen, sagte ein Armeesprecher.

(AFP)
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