Cholera-Ausbruch in Haiti Drei Tote nach Krawallen

Port-au-Prince (RPO). In Haiti haben die gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und UN-Blauhelmsoldaten wegen des Ausbruchs der Cholera am Donnerstag die Hauptstadt Port-au-Prince erfasst. Bei einem Massenprotest in der Nähe des Präsidentensitzes errichteten hunderte junge Demonstranten Barrikaden und griffen eine Gruppe von etwa zehn Blauhelmen mit Steinen an. Bei Protesten in anderen Landesteilen starben bisher drei Menschen.

Haiti: Angst vor Cholera und Sturm Tomas
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Haiti: Angst vor Cholera und Sturm Tomas

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Die UNO-Soldaten befanden sich auf der Ladefläche eines offenen Kleintransporters, von der einer von ihnen bei dem Angriff herabstürzte. Die Demonstranten versuchten auch, den UN-Sitz in der Hauptstadt zu stürmen. Sie warfen den UN-Soldaten vor, die Cholera nach Haiti eingeschleppt zu haben. In Sprechchören forderten sie die Blauhelme auf, das Land zu verlassen. Auf einem Spruchband war zu lesen, diese verteilten "Exkremente auf der Straße".

Am Mittwoch wurden nach Polizeiangaben bei Krawallen in der zweitgrößten Stadt Cap-Haitien ein Mann getötet und mehrere weitere Menschen verletzt. Ob es sich bei dem Todesopfer um einen Blauhelmsoldaten, einen haitianischen Polizisten oder einen Demonstranten handelte, blieb unklar. Ein UN-Sprecher wollte den Todesfall nicht bestätigen. Am Montag waren bei Zusammenstößen in Cap-Haitien im Norden des Landes zwei Demonstranten getötet worden.

Offiziellen Angaben zufolge starben in Haiti seit Ende Oktober mehr als 1100 Menschen an der Cholera. Mehr als 18.000 Menschen infizierten sich mit der Krankheit. Nach den Worten des Regionalbeauftragten der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation, Ciro Ugarte, könnten sich in den kommenden sechs bis zwölf Monaten weitere 200.000 Menschen mit der Cholera infizieren. Bleibe es bei der derzeitigen Sterberate, könnten weitere 10.000 Menschen sterben.

Hilfsorganisationen kritisierten, dass die Krawalle und Proteste im Land die Eindämmung der Cholera behinderten. "Die Gewalt verzögert unseren Kampf gegen die Cholera in Cap-Haitien", erklärte die Sprecherin der Hilfsorganisation Oxfam, Julie Jindall. Da Straßen von Demonstranten blockiert würden, könnten die Helfer dringend benötigte Güter nicht zu den Bedürftigen bringen. Nach UN-Angaben wurde ein Lager mit Hilfsgütern geplündert und in Brand gesetzt.

Unterdessen wuchs die Angst vor einem Übergreifen der Cholera in andere Länder. Im US-Bundesstaat Florida wurde ein Krankheitsfall bestätigt. Eine Frau sei nach ihrer Rückkehr aus Haiti positiv auf Cholera getestet worden, teilten die Behörden mit. Sie sei behandelt worden, es gehe ihr gut. Aus der an Haiti grenzenden Dominikanischen Republik war bereits am Vortag ein erster Cholera-Fall gemeldet worden. Die Regierung beschloss daraufhin, die Gesundheitskontrollen entlang der Grenze zu Haiti weiter zu verschärfen.

(AFP)
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