Strafzölle, Europa-Kritik, Nato Donald Trump wird die USA wie ein Unternehmen führen

Berlin · Strafzölle gegen deutsche Autobauer, Kritik an Merkels Flüchtlingspolitik, eine "obsolete" Nato – die jüngsten Äußerungen von Donald Trump zeigen: Er wird die USA wie ein Unternehmen führen. Und auch die Außenpolitik wird er dem Gedanken der Gewinnmaximierung unterordnen.

Merkel, Brexit, Nato, EU: Donald Trump im Wortlaut
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Strafzölle gegen deutsche Autobauer, Kritik an Merkels Flüchtlingspolitik, eine "obsolete" Nato — die jüngsten Äußerungen von Donald Trump zeigen: Er wird die USA wie ein Unternehmen führen. Und auch die Außenpolitik wird er dem Gedanken der Gewinnmaximierung unterordnen.

Trumps Ankündigung, nicht in den USA gebaute Autos mit Zöllen von 35 Prozent zu belegen, ist in Deutschland wie eine Bombe eingeschlagen. Damit trifft der gewählte US-Präsident die deutsche Industrie ins Mark. Die Drohung wirft zugleich ein Schlaglicht auf das, was Deutschland und die Welt von Trump als US-Präsident erwarten müssen: Er wird die USA wie ein Unternehmen führen. Im Mittelpunkt steht für ihn der ökonomische Nutzen für die USA.

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Dem Gedanken der Gewinnmaximierung wird er auch seine Außenpolitik unterordnen. Die Sanktionen gegen Russland, die Europa nach der Annexion der Krim verhängt hat, sieht er als Chance für Amerika, ein paar gute "Deals" mit den Russen zu machen. Die Nato nennt er "veraltet". Am meisten stört ihn aber am transatlantischen Verteidigungsbündnis, dass die Partner nicht genug für ihren Schutz zahlen.

In diesem Punkt hat Trump Recht. Die deutsche Regierung ist auch schon darauf eingestellt, ihre Verteidigungsausgaben für die Nato erhöhen zu müssen. Selbst wenn die Kosten-Nutzen-Rechnung Nato aus Trumps Sicht nicht mehr stimmen sollte, wird er sie dennoch nicht auflösen können. Davor steht zum Glück der US-Kongress.

Zudem weiß auch Trump, dass sich guter Handel am besten in einer friedlichen Welt treiben lässt. Er wird nur als ökonomischer, nicht aber als politischer Aggressor auftauchen. So ist auch sein Plädoyer zur weiteren Reduzierung von Atomwaffen, seine Kritik am Irak-Krieg der USA und sein Plädoyer für einen Kampf gegen den IS zu verstehen.

Die Europäer müssen sich vorsehen beim künftigen US-Präsidenten. An einem starken Europa hat er kein Interesse. Im Gegenteil: Trump sieht Europa als Konkurrenten im Kampf um die Vorherrschaft im Welthandel. So redet er eine zerfallende EU herbei. Nach Großbritannien würden noch mehr Länder die Europäische Union verlassen, sagt er voraus. Damit gibt er Wasser auf die Mühlen der rechtspopulistischen Bewegungen, die ebenfalls gegen die EU agitieren.

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Für die Deutschen enthalten Trumps Worte ernüchternde Botschaften. Während Obama Merkels Humanität lobte und sie als demokratischen Fels in der europäischen Brandung sah, macht Trump die Kanzlerin und ihre Flüchtlingspolitik indirekt für den Terroranschlag in Berlin verantwortlich. In dieser Frage ist dem künftigen US-Präsidenten die AfD näher als alle anderen politische Parteien in Deutschland. Für die deutsche Regierung wird es schwierig werden, unter diesen Voraussetzungen zunächst eine Gesprächsebene und später Verständigung zu finden.

In der Tonlage ist das Interview "typisch Trump". Kurze Sätze, einfache provozierende Aussagen. Um Diplomatie schert er sich nicht. Beruhigend ist die Botschaft, dass Trump in einer friedlichen Welt besser den Handel für die USA in Gang setzen kann als in einer kriegerischen. Doch wer dachte, dass sich nach der Wahl ein ganz anderer Trump zeigt als im Wahlkampf, der hat sich getäuscht. Trump bleibt sich treu.

(qua)
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