Donald Trump und der Ex-FBI-Chef Über kurz oder lang wird es Konsequenzen geben

Meinung · Nein, eine politische Bombe hat James Comey nicht platzen lassen. Eine sensationelle Enthüllung, die Donald Trumps Amtsenthebung rechtfertigt, lieferte er nicht. Aber Comeys Schilderungen werden nicht ohne Folgen bleiben.

 Unter Druck: Donald Trump.

Unter Druck: Donald Trump.

Foto: ap, JM

Zumindest im öffentlichen Teil der Anhörung im Geheimdienstausschuss des Senats lieferte der entlassene FBI-Direktor nichts wirklich Überraschendes. Im Grunde fasste er nur zusammen, was bereits in den vergangenen Wochen aus einer Vielzahl von Quellen durchgesickert war.

Doch die ungeschminkte Art, mit der er die Dinge beim Namen nannte, hat nicht nur höchsten Respekt verdient, sie wird auch über kurz oder lang zu politischen Konsequenzen führen. Allein schon Comeys Schilderung dreier Vieraugengespräche mit Trump sagt eigentlich alles über einen Mann, der sich verhält, als stehe er einem Kartell vor — und nicht den Vereinigten Staaten von Amerika.

Zeit der semantischen Übungen

Da ist ein FBI-Chef, der seinem Staatschef zutraut, ohne jede Scham die Fakten zu verdrehen. Da ist ein zutiefst irritierter Jurist, der nicht glauben kann, mit welcher Dreistigkeit der Präsident ihn, den Chef einer unabhängigen Behörde, dazu drängt, eine Ermittlung abzuwürgen.

Sicher, die Zeit der semantischen Übungen hat bereits begonnen. Es gibt Republikaner, die jedes Wort auf die Goldwaage legen. Hat Trump nicht gesagt, er hoffe, dass Comey die Untersuchungen gegen seinen entlassenen Sicherheitsberater Michael Flynn fallen lasse? Auf etwas zu hoffen sei ja wohl keine Anweisung, argumentieren die Anhänger des US-Präsidenten. Von Behinderung der Justiz könne mithin keine Rede sein.

Dem Buchstaben nach mag das stimmen, aber im Kontext ergibt sich ein eindeutiges Bild. Trump fehlt jeder Respekt vor der Gewaltenteilung, vor der demokratischen Ordnung und der Unabhängigkeit von Institutionen, die eben nicht ihm verpflichtet sind, sondern allein der Verfassung.

Er glaubt, Amerika lasse sich lenken wie ein Immobilienunternehmen, mal hier hoch pokernd, mal dort ein Tauschgeschäft einfädelnd. Das ist ein verhängnisvoller Irrtum. James Comey hat es ihm am Donnerstag in aller Deutlichkeit aufgezeigt.

(FH)
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